Sperrungen und Baustellen : So steht es um Deutschlands Brücken
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Muss neu gebaut werden: Die Rheinbrücke bei Leverkusen. Bild: dpa
Auf Deutschlands Autobahnen und Bundesstraßen gibt es fast 40.000 Brücken – jede achte ist marode. Zwei Rheinbrücken müssen sogar komplett neu gebaut werden.
Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke im italienischen Genua mit zahlreichen Toten stellt sich die Frage nach dem Zustand von Brücken in Deutschland. Nach jüngsten Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) gibt es hierzulande fast 40.000 Brücken an Bundesfernstraßen – das heißt Autobahnbrücken und Brücken an Bundesstraßen mit Ortsdurchfahrten.
Nach Angaben der BAST ist der Zustand der Brückenflächen zwar bei über 12 Prozent „sehr gut“ oder „gut“ und bei etwa 75 Prozent „befriedigend“ oder „ausreichend“. Allerdings haben etwa elf Prozent aller Brücken einen „nicht ausreichenden“ Zustand, bei knapp zwei Prozent ist dieser gar „ungenügend“. Das bedeutet, dass etwas mehr als 5000 Brücken in Deutschland in marodem oder sehr schlechtem Zustand sind.
Meiste Brücken 30 Jahre alt oder älter
Neun Brücken erhielten die schlechteste Zustandsnote. Darunter die Autobahnbrücke der A43 bei Appelhülsen in Nordrhein-Westfalen und die Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp über welche der viel befahrene Ruhrschnellweg A40 führt. Die wichtige Rheinbrücke wird von täglich 100.000 Fahrzeugen genutzt und wird momentan behelfsmäßig verengt – bis der geplante Neubau kommt. Den soll es aber erst im Jahr 2026 geben.
Die meisten Brücken an deutschen Autobahnen sind 30 Jahre alt oder sogar älter: Über 40 Prozent stammen aus den Jahren 1965 bis 1979. Aus den letzten acht Jahren stammen hingegen nur knapp sechs Prozent der Autobahnbrücken. An deutschen Bundesstraßen sind die Brücken etwas jünger. Rund 35 Prozent der Bauwerke stammen aus den Jahren 1970 bis 1984.
Eine der Autobahnbrücken, die dringend saniert oder ersetzt werden müssen, ist die Leverkusener Rheinbrücke in Nordrhein-Westfalen. Über das Nadelöhr auf der Autobahn A1 rollen täglich mehr als 120.000 Fahrzeuge, immer wieder muss die Brücke für Reparaturen gesperrt werden. Lastkraftwagen dürfen die Brücke zudem schon seit längerer Zeit nicht mehr passieren. Bis das marode Bauwerk durch zwei Neubauten ersetzt wird, werden noch mindestens sechs Jahre vergehen.
Auch die knapp 1300 Meter lange Schiersteiner Brücke über den Rhein wird seit Herbst 2013 komplett neu gebaut. Die Brücke, welche die Städte Mainz und Wiesbaden verbindet, musste im Februar 2015 für fast zwei Monate komplett gesperrt werden, nachdem bei den Bauarbeiten erhebliche Schäden festgestellt wurden und sich eine Fahrbahn um dreißig Zentimeter absenkte. Der Neubau soll frühestens in drei Jahren fertigstellt werden.
In der Vergangenheit blieb auch Deutschland von Brückeneinstürzen nicht verschont. 2016 brach eine im Bau befindliche Autobahnbrücke bei Werneck in Bayern teilweise ein. Dabei wurden 14 Menschen verletzt, ein Arbeiter kam ums Leben. Eine Gerüststütze hatte dem Gewicht der Brücke nicht standgehalten.
Die Zustandsnote bildet nach BAST-Angaben die Grundlage für die weitere Erhaltungsplanung. Eine Zustandsnote „nicht ausreichend“ bedeute aber nicht zwangsläufig eine Nutzungseinschränkung des Bauwerkes, sondern sei vielmehr ein Indikator dafür, dass in näherer Zukunft eine Instandsetzungsmaßnahme zu planen sei.
Ein „ungenügender“ Zustand weist zwar auf eine beeinträchtigte oder nicht mehr gegebene Stand- oder Verkehrssicherheit hin, kann aber auch lediglich auf Schäden an den Gitterstäben des Geländers zurückzuführen sein. Wenn bei der Bauwerksprüfung eine Sicherheitsbeeinträchtigung festgestellt wird, so werden der BAST zufolge sofort entsprechende Maßnahmen getroffen, um die erforderliche Sicherheit weiterhin zu gewährleisten.