Nach Corona : Grüne plädieren für ein neues Bahn-Buchungssystem
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Als Massenbetrieb muss die Deutsche Bahn sich während der Pandemie umstellen. Bild: dpa
Nach den Ausgangsbeschränkungen hat die Deutsche Bahn am Pfingstwochenende halb so viele Menschen transportiert wie im Vorjahr. Der Schutz vor Infektionen ist anspruchsvoll. Die Grünen haben einen Plan für die künftige Prävention.
Die Deutsche Bahn zählt wieder mehr Fahrgäste. Zum Pfingstverkehr zieht sie auch angesichts der Corona-Anforderungen eine positive Bilanz. Am Feiertagswochenende hätten rund 750.000 Reisende die Fernzüge genutzt, etwa halb so viele wie vor einem Jahr, teilte die Bahn am Dienstag in Berlin mit. 86,3 Prozent der ICE und IC seien pünktlich angekommen, 6,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
„Wir sehen eine allmähliche Erholung der Fahrgastzahlen“, sagte der Vorstandsvorsitzende von DB Fernverkehr, Michael Peterson. „Auch die neue Auslastungsanzeige in unseren Buchungssystemen hat dazu beigetragen, dass die Reise mit uns berechenbar ist.“ Die Auskunftssysteme bahn.de und DB Navigator zeigten nunmehr bei Vorabbuchungen von mehr als 50 Prozent den jeweiligen Zug als schon stark nachgefragt an. „Wer seine Reise flexibel gestalten konnte, hatte so die Möglichkeit rechtzeitig auf weniger nachgefragte Verbindungen auszuweichen“, betonte Peterson.
Viele Reisende, die gerade zum ersten Mal seit Monaten wieder mit der Bahn unterwegs sind, empfinden die übliche Nähe in Zügen plötzlich als unangenehm. Als „überfüllt“ werden nicht nur Züge erachtet, in denen Fahrgäste stehen müssen, sondern schon jene, in denen (fast) alle Sitzplätze belegt sind. Und selbst wenn viele Plätze frei bleiben, vermissen Reisende manchmal den Abstand zu anderen.
Grüne machen Vorschläge zum Schutz von Risikogruppen
Der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel, selbst Vielfahrer, fordert jetzt, die Bahn müsse zu viel Nähe ihrer Kunden zumindest auf längeren Streckenabschnitten „bestmöglich vermeiden“. Neben der regelmäßigen Desinfizierung von Kontaktflächen auch während der Fahrt verlangt er vom Unternehmen den Nachweis, dass die Lüftung in den Zügen kein Risiko für eine Ansteckung sei.
Das Kernproblem ist aber nach Gastels Ansicht, dass das Reservierungssystem keine Abstände ermöglicht. „Dass fremde Personen durch das Buchungssystem unmittelbar nebeneinander plaziert werden, muss so schnell wie möglich durch eine Änderung der Software vermieden werden“, sagte Gastel der F.A.Z. in Berlin. Eine generelle Reservierungspflicht lehnten die Grünen zwar ab, da sie die Flexibilität der Reisenden einschränke und der freie Zugang zu den Zügen ein Qualitätsmerkmal sei.
„Eine Reservierungspflicht, die auf die Hauptreisesaison und erfahrungsgemäß stark nachgefragte Zeiten während der Pandemie beschränkt ist, kann aber Sinn machen – wenn das Reservierungssystem Plätze mit Abstand zueinander vergibt“, sagte Gastel. „Sollte sich ein solch intelligentes Reservierungssystem nicht kurzfristig umsetzen lassen, sollten Reservierungen – mit Ausnahmen von Familien – ausschließlich auf Fensterplätzen vorgenommen werden.“
Entspannter werde es zudem, wenn die Bahn „bei stark gefüllten Wagen der 2. Klasse und vielen freien Plätzen in der 1. Klasse für einige Fahrgäste die 1. Klasse freigibt“. Ferner müsse die Bahn den Verkauf von Tickets zu Sparpreisen auf schwach ausgelastete Züge beschränken. Gastel schlägt vor zu prüfen, ob einzelne Wagen ausschließlich Reisenden aus Risikogruppen zur Verfügung gestellt werden könnten.
Dort sollte dann mit Reservierungspflicht nur ein Viertel der Sitzplätze vergeben werden. In Zugtoiletten sollten Einweg-Papierhandtücher bereitgestellt werden, um nach dem Trocknen der Hände Türgriffe kontaktfrei bedienen zu können. Mülleimer an Sitzplätzen sollten abgeschafft und durch Mülltüten, die beim Personal erhältlich seien und von den Reisenden nach dem Ausstieg auf dem Bahnsteig zu entsorgen seien, ersetzt werden.