„Da ist nichts Faules, die Bank war schlicht zu lang angelegt“
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Joachim Wenning im Hauptgebäude der Munich Re in München Bild: Finn Winkler
Joachim Wenning ist Chef des Rückversicherers Munich Re. Im Interview spricht er über das Einmaleins der Finanzbranche, den Nutzen höherer Zinsen und die Kunst, Risiken abzuwägen.
Herr Wenning, Sie warnen schon lange vor einem Erdbeben in Kalifornien. Damit haben Sie aber nicht gemeint, dass dort eine Bank pleitegeht.
Nein, zumal der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank keine Naturkatastrophe war, nichts Unvermeidbares. Dort wurde gegen das Einmaleins des Bankgeschäfts verstoßen. Das kann natürlich passieren. Idealerweise greift da aber die Aufsicht. Nicht so in den USA. Dort sind nur die größten zwölf Banken als systemisch deklariert. Was da passiert ist, war vermeidbar.
Welchen Fehler meinen Sie?
Banken bekommen Einlagen von Kunden. Diese binden sich aber nicht immer langfristig, etwa wenn sie ihr Geld auf Tagesgeld- oder Girokonten einzahlen und so jederzeit verfügbar halten. Wenn die Bank dieses Geld nun in Anleihen steckt, die zehn oder zwanzig Jahre laufen, um von den höheren Zinsen zu profitieren, dann läuft sie Gefahr, dass ihre Kunden vor Ablauf dieser zehn Jahre ihr Geld zurückhaben wollen. In diesem Fall muss sie die Anleihen wieder verkaufen, infolge der zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen zu hohen Verlusten. Um das zu vermeiden, müssen die Fristigkeiten der Aktiva und Passiva besser gesteuert werden. Das ist für uns Versicherer auch tägliches Brot. Und sollten wir wie im Fall des gescheiterten Instituts die Fristigkeiten mit dem Ziel höherer Kapitalanlageerträge einmal auseinanderlaufen lassen, dann müssen wir dieses Risiko mit ausreichend Eigenkapital absichern. In Europa ist das geltende Regulatorik.
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