Nach Ablauf der Gnadenfrist : Moody's stellt Zahlungsausfall Russlands fest
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Sitz der russischen Zentralbank in Moskau. Bild: Reuters
Die Gläubiger haben die 100 Millionen Dollar nicht erhalten. Die Sanktionen haben Russland von den internationalen Finanzmärkten abgekoppelt.
Die Ratingagentur Moody’s hat wegen nicht fristgemäß gezahlter Zinsen auf Anleihen den Zahlungsausfall Russlands festgestellt. Ebenfalls am Dienstag teilte die Finanzaufsicht Taiwans mit, dass sieben taiwanesische Versicherer die fälligen Zinszahlungen für russische Staatsanleihen auch nach Ablauf einer Schonfrist nicht erhalten hätten. Wie die F.A.Z. berichtet hatte, ist am Montag eine 30-tägige Frist zu Ende gegangen, in der Russland auf zwei Anleihen Zinsen in Höhe von 100 Millionen Dollar hätte zahlen müssen. Dieser Betrag wäre schon am 27. Mai fällig gewesen. Danach hat der Schuldner 30 Tage Zeit, die ausstehende Summe an die Gläubiger zu überweisen.
Russland verweist auf seine Fähigkeit, dem Schuldendienst nachzukommen. Doch die Sanktionen im Finanzbereich nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine haben Russland von den internationalen Finanzmärkten abgekoppelt. Die ausstehenden Beträge für Fremdwährungsanleihen können nicht mehr in Dollar oder Euro an ausländische Investoren überwiesen werden. Der Zahlungsausfall Russlands ist deshalb auf die Sanktionen, nicht aber auf Überschuldung zurückzuführen.
Dass die Zahlungen Moskaus wegen Sanktionen blockiert würden, sei „nicht unser Problem“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Am Dienstag dann zeigte sich Peskow verwundert darüber, dass die Agentur Moody's die Finanzsituation seines Landes überhaupt kommentiere: „Wenn wir es richtig verstehen, haben sie es abgelehnt, unser Land zu bewerten. Bedeutet das jetzt, dass Moody's den Bewertungsprozess wieder aufgenommen hat?“, fragte er. „Die Agentur sollte uns das wahrscheinlich erklären.“
Die Feststellung einer Staatspleite ist normalerweise ein Fall für die Ratingagenturen. Die drei großen Bonitätswächter, zu denen Moody's zählt, werden von Staaten und Kreditgebern bezahlt, um die Kreditwürdigkeit von Schuldnern zu beurteilen. Im Falle Russlands sind sie aber eigentlich außen vor, da Sanktionen der Europäischen Union es ihnen verbieten, die Finanzlage zu bewerten. Jedoch dürfte die Feststellung des Zahlungsausfall Russlands nicht gegen die Sanktionen verstoßen, schließlich zielen diese auf die Isolierung des Kremls. Angesichts der bekannten Probleme aufgrund der Sanktionen kommt der Zahlungsausfall wenig überraschend.