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Öffnung wohl abgesagt : Bayerischer Händler wollte den Lockdown brechen

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Die Läden von Udo Siebzehnrübl gehören zur Sportartikelhändler-Genossenschaft Intersport. Bild: dpa

Im September versicherte Gesundheitsminister Spahn, den Handel nicht noch mal zu schließen – und die Händler deckten sich mit Winterware ein. Jetzt sind die Läden doch zu. Ein Sportartikelhändler dachte deshalb über einen radikalen Schritt nach.

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          Es sei ein „Hilfeschrei“ des Handels, der von Wut und Verzweiflung unzähliger Einzelhändler zeuge, die um ihre Existenz kämpften – so deute der Handelsverband Bayern das Verhalten des Sportartikelhändlers Udo Siebzehnrübl aus Altötting. Er wollte am kommenden Montag zumindest zwei seiner fünf Intersport-Läden wieder öffnen.

          „Ich bin kein Corona-Leugner und kein Querdenker“, sagte Siebzehnrübl. Aber sein Familienunternehmen mit 100 Mitarbeitern mache Millionenverluste, habe das Lager voller Winterware und habe vom Staat seit März gerade einmal 15.000 Euro Hilfe bekommen. Weil sein Umsatzeinbruch unter 40 Prozent lag, habe er auch keinerlei Aussicht auf Überbrückungshilfe.

          Doch nun hat Siebzehnrübl die Öffnung wohl doch abgesagt – nach Medienberichten, weil es vor allem eben jene Querdenker waren, die ihm dafür Beifall klatschten. Doch das Problem, auf das er aufmerksam machen wollte, bleibt bestehen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte im September versichert, man werde „keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren.“

          Spahns Versprechen

          Im Vertrauen darauf hätten Textil-, Schuh- und Sporthändler Winterware für hunderte Millionen Euro bestellt, sagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Viele Händler hätten Verständnis und Respekt für Siebzehnrübls Aktion geäußert: „Viele schimpfen über die Politik.“ Während das Gastgewerbe Umsatzausfälle durch die Novemberhilfe zu 75 Prozent ersetzt bekomme, lasse die Politik den Handel „am ausgestreckten Arm verhungern“.

          Siebzehnrübl sagte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass der Fachhandel schließen müsse, während Aldi und Lidl Jacken und Sportartikel verkauften. Er sei CSU-Mitglied, aber die Politik handle einäugig und ignoriere die langfristigen Zerstörungen. Bei einer Ladenöffnung im Lockdown hätte dem Händler ein Bußgeld von 5000 Euro gedroht, im Wiederholungsfall mehr.

          Auch Baumärkte sollen wieder öffnen

          Der Hauseigentümerverband Haus & Grund forderte indes, dass auch Baumärkte während des Lockdowns wieder öffnen sollen. Gerade im Winter müssten Hauseigentümer Material für kleinere, dringende Reparaturen besorgen können, teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. Jede Immobilie müsse instand gehalten werden, aber Handwerker stünden für kleinere Arbeiten oft nicht sofort zur Verfügung.

          Das Einkaufen in den großflächigen Baumärkten lasse sich mit den notwendigen Hygiene- und Abstandsregeln organisieren, argumentierte Haus & Grund. Viele Märkte bieten schon Click & Collect an – der Kunde kann online bestellen und es am Baumarkt abholen. Das sei aber gerade in ländlichen Regionen nicht überall möglich, sagte ein Verbandssprecher. Außerdem gehe es nicht zuletzt um solche Kunden, die keine Profis seien und im Baumarkt Beratung brauchten.

          Baumärkte gehören zusammen mit Onlinehändlern eher zu den Gewinnern der Corona-Krise. Der stationäre Einzelhandel, gerade mit Kleidung, hat hingegen ein katastrophales Jahr hinter sich.

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