Migration nach Maß (3) : Amerika kommt ohne Immigranten nicht aus
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Bild: F.A.Z.
In Amerika gibt es viel Streit über ein neues Einwanderungsrecht. Mexikaner, Inder und Chinesen kommen derzeit in Scharen ins Land. FAZ.NET-Serie zur Migration.
Kaum eine politische Debatte in Washington wird in diesen Wochen so leidenschaftlich und mitunter auch so hitzig geführt wie jene um eine Reform des Einwanderungsrechts.
Die Auseinandersetzung, welche inzwischen zu zwei unterschiedlichen Gesetzentwürfen von Senat und Repräsentantenhaus geführt hat, dreht sich um eine Reihe von Punkten: Es geht unter anderem darum, in welcher Weise die Landesgrenzen, insbesondere jene zu Mexiko im Süden, besser abgesichert werden müssen in der Absicht, den Strom illegaler Einwanderer auszutrocknen. Hier spielen auch Erwägungen der nationalen Sicherheit eine Rolle, denn durch die löchrige Grenze könnten auch Terroristen in die Vereinigten Staaten gelangen.
Zwischen Amnestie und Ausweisung
Unterschiedliche Auffassungen herrschen zudem darüber, ob und in welchem Umfang die amerikanische Wirtschaft legaler und illegaler Einwanderer bedarf. Ohne Immigranten komme Amerika nicht aus, sagen die einen. Eine Bedrohung für Amerikaner im Kampf um Arbeitsplätze sehen in ihnen die anderen.
Schließlich wird auch darüber gestritten, auf welche Weise mit jenen schätzungsweise 12 Millionen Illegalen verfahren werden soll, die sich bereits im Land aufhalten. Die Vorschläge hierzu reichen von einer Amnestie über einen Gastarbeiterstatus bis zur Ausweisung.
Bush will neues Gastarbeiterprogramm
„Es sagt etwas über unser Land aus, daß Menschen aus der ganzen Welt bereit sind, ihre Heimat und ihre Familien zu verlassen und alles aufs Spiel zu setzen, um nach Amerika zu kommen. Mit ihren Begabungen, ihrem Freiheitsdrang und durch harte Arbeit haben sie Amerika zu einer Führungsmacht in der Welt gemacht“, sagte der amerikanische Präsident George Bush unlängst, als er in der Debatte das Wort ergriff.
Bush plädiert für eine schärfere Kontrolle der Grenzen, hält es aber für illusorisch und auch für falsch, die illegalen Einwanderer rauszuschmeißen. Statt dessen will er ein neugestaltetes Gastarbeiterprogramm, das ausländischen Arbeitnehmern den Weg zu einem dauerhaften Aufenthalt und letztlich auch zur Staatsbürgerschaft öffnet.
Immigranten aus Lateinamerika und Asien
Bush hat mit seiner Aussage nicht ganz unrecht, denn Amerika wurde einst gegründet und anschließend geformt von Einwanderern, die sich ein Leben in Freiheit und Chancengleichheit wünschten. Rund 60 Millionen Menschen sind seit 1820, dem Jahr, in welchem zum ersten Mal darüber Buch geführt wurde, in die Vereinigten Staaten eingewandert.
Anders als zu früheren Zeiten stammen die heutigen Immigranten nicht mehr vorwiegend aus Europa. Sie kommen aus Lateinamerika, vor allem aus dem benachbarten Mexiko, und aus Asien. China und Indien rangieren auf der Liste jener Länder, deren Bürgern eine dauerhafte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis - die sogenannte "Green Card" - erteilt wird, an zweiter und dritter Stelle.
Mehr als eine Million Green Cards im Jahr 2005
Vergangenes Jahr, so weist es die Statistik des Heimatschutzministeriums aus, erhielten 1.122.373 Ausländer eine Green Card. Zwei Drittel von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt schon in den Vereinigten Staaten, beispielsweise aufgrund eines befristeten Arbeitsvisums. 14 Prozent der neuen Green-Card-Besitzer stammen aus Mexiko, 8 Prozent aus Indien und 6 Prozent aus China.