Microsoft : Laufender Empfang mit der Xbox One
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Nach acht Jahren kommt der Nachfolger der Xbox 360 demnächst auf den Markt Bild: AP
Die neue Xbox One kann mit seinen Mikrofonen und Kameras Benutzer identifizieren. Datenschützer sorgen sich um die Funktionen der neuen Spielekonsole von Microsoft.
Im Science-Fiction-Filmklassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ heißt der Bösewicht Hal 9000, besteht aus Schaltkreisen, hat Mikrofonohren und Kameraaugen. Der Supercomputer steuert ein Raumschiff, mit dem Astronauten auf der Suche nach außerirdischem Leben Richtung Jupiter fliegen. Die Astronauten können dem Computer mündlich Anweisungen geben, doch während des Flugs entwickelt er ein Eigenleben und richtet sich schließlich gegen die Menschen, deren Gefühlsregungen er vorher mit Mikrofonen und rotem Kameraauge genau analysiert hat.
Am Dienstag hat das Softwareunternehmen Microsoft seine neue Videospielekonsole Xbox One vorgestellt, mit der Nutzer nicht nur spielen, sondern auch fernsehen oder Videos anschauen können. Sie können sie mit Sprache und Bewegungen steuern, welche die Konsole über Mikrofone und den sogenannten Kinect-Sensor an der Frontseite empfängt und auswertet. Eine der neuen Fähigkeiten der Konsole ist, dass die Nutzer sie mit dem Befehl „Xbox on“ in Gang setzen können. Das ist aber wiederum nur möglich, weil die Mikrofone laufend eingeschaltet sind, was manchen deutschen Datenschützer bedenklich stimmt.
„Nutzer, die sich die neue Xbox ins eigene Wohnzimmer stellen, sollte klar sein, dass sie sich damit ein Überwachungssystem ins Haus holen“, sagt Marit Hansen, die stellvertretende Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein. Theoretisch ist es Microsoft mit der Spielkonsole möglich, den Raum abzuhören und auszuspähen, in dem die Xbox One künftig stehen wird. Hinzu kommt, dass die in der Spielekonsole verbaute Kamera dem höchsten Standard entspricht.
Benutzerinformationen in der Konsole laut Microsoft nur lokal
Sie ist hochauflösend und verfügt über einen Infrarotsensor. Ebenfalls eingebaut ist eine Gesichtserkennung, so dass die Spielkonsole zum Beispiel einzelne Personen auseinanderhalten kann, um ihnen ihre Lieblingsspiele oder -filme anzubieten. Zudem können die Mikrofone selbst in einem Raum mit Hintergrundgeräuschen die Sprache desjenigen herausfiltern, der die Spielekonsole gerade steuert.
Mit all dem seien theoretisch viele Dinge machbar, sagt Marit Hansen. So sei es vorstellbar, dass die Xbox One bei laufendem Betrieb einem Ehestreit zuhört und daraufhin auf dem Bildschirm eine Werbung für eine Partnerberatung einblendet. Oder dass ein Film läuft, und die Konsole merkt, dass sich ein Kind im Raum aufhält, und deshalb nicht jugendfreie Szenen ausblendet. Schließlich bestehe wie bei jeder Technik die Gefahr, dass sie manipulierbar sei, und potentielle Angreifer sie zum Ausspionieren von Nutzern verwenden.
Die Pressestelle von Microsoft Deutschland verweist darauf, dass Funktionen wie die Spracherkennung und Gesichtserkennung in der neuen Xbox One lokal ablaufen werden. Das bedeutet, dass etwa zu Werbezwecken keine Daten an Dritte weitergegeben werden. Darüber hinaus verweist das Unternehmen darauf, dass es in jedem Land, in dem es aktiv sei, die jeweiligen gesetzlichen und damit auch die Datenschutzbestimmungen beachtet.
Marit Hansen bestätigt, dass das Unternehmen in der Vergangenheit beim Datenschutz offen gearbeitet habe. „Aber gerade weil mit der Xbox so viel machbar ist, brauchen wir darüber eine transparente Diskussion, welche Daten Microsoft wie und wofür erhebt“, betont Hansen. Spätestens wenn das Unternehmen das Gerät wohl rund um Weihnachten nach Deutschland liefert, werde ihr Datenschutzzentrum deshalb überprüfen, wie es der Softwarekonzern bei der neuen Konsole mit dem Datenschutz hält.