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Studie : Karriere zählt mehr als Frau und Kind

  • -Aktualisiert am

Flüchten vor dem Stress zu Hause: Für viele frischgebackene Väter hat die Arbeit höchste Priorität Bild: dpa

Eine Studie entlarvt viele Mythen rund um Arbeit und Familie. Hausmänner sind auch bei Frauen nicht gefragt. Und Männer stecken auch nicht nach Kindergeburten zurück.

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          Trotz Elterngeld, Krippenausbau und Frauenquoten-Diskussion hat sich die Einstellung der Deutschen zu Beruf und Familie in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. „Insgesamt halten sowohl Männer als auch Frauen noch verbreitet an tendenziell traditionellen Vorstellungen einer partnerschaftlichen Rollenverteilung fest“, so das Fazit der „Vorwerk Familienstudie 2013“, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt.

          Für die Studie ließ das Meinungsforschungsinstitut Allensbach mehr als 1500 repräsentativ ausgewählte Deutsche befragen. Das Ergebnis „überraschte“ die Autoren: Obwohl der Anteil der berufstätigen Frauen in den vergangenen zwei Jahrzehnten von 55 Prozent auf zuletzt 68 Prozent stieg, käme aktuell nur für 44 Prozent der Deutschen infrage, dass der Mann bei seiner Karriere zurücksteckt, damit auch seine Frau arbeiten kann.

          Forderung der Frauen hat nachgelassen

          Das sehen sogar die Frauen so: Nur 48 Prozent der weiblichen Befragten finden es eigenen Angaben zufolge gut, wenn ihr Partner für sie beruflich Abstriche macht. Besonders pikant ist, dass die Zustimmung unter den Frauen für diese Forderung in den vergangenen 20 Jahren sogar nachgelassen hat. Im Jahr 1993 befürworteten noch 53 Prozent der Frauen, dass ihr Mann für sie in der Firma kürzer tritt.

          Wie wenig der oft zitierte gesellschaftliche Wandel de facto eingesetzt hat, zeigen auch andere Ergebnisse der Umfrage. Nur für jeden Dritten (36 Prozent) wäre es denkbar, dass der Mann lediglich halbtags arbeitet und sich um die Kinder kümmert, damit auch seine Frau arbeiten kann. Dass der Mann gleich ganz zu Hause bleibt und seine Partnerin das Geld verdient, kann sich nicht mal jede vierte Frau (23 Prozent) und nicht mal jeder fünfte Mann (17 Prozent) vorstellen.

          Immerhin bringen sich Männer heute in der Erziehung mehr ein als früher. Drei von vier Vätern sind der Umfrage zufolge bereit, „mal abends die Betreuung der Kinder zu übernehmen, damit die Frau ausgehen kann“. Darüber hinaus entlarven die Autoren es als Mythos, dass frischgebackene Väter sich vor dem Stress zu Hause in die Arbeit flüchten. Nur acht Prozent der Mütter berichten, dass ihr Partner in den ersten Monaten nach der Geburt des ersten Kindes mehr gearbeitet hat als vorher. Besondere Rücksicht ließen die Partner allerdings auch nicht walten: Die große Mehrheit der Frauen (70 Prozent) erklärt, ihr Partner habe nach der Geburt etwa so viel Zeit in der Firma verbracht wie vor der Geburt.

          Sehr geteilter Ansicht sind die Befragten, inwieweit größere private Probleme ihren Arbeitgeber etwas angehen und ob sich dieser überhaupt dafür interessieren darf. Auf der einen Seite sieht eine knappe Mehrheit der Berufstätigen (58 Prozent) den Arbeitgeber „in der Pflicht, Mitarbeiter bei größeren familiären Problemen zu unterstützen“. Trotzdem würde nur eine Minderheit (38 Prozent) der abhängig Beschäftigten im Fall von privaten Problemen früh das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen. Genau so viele würden erst dann mit dem Vorgesetzten sprechen, wenn sie „ernste Schwierigkeiten hätten, ihren beruflichen Verpflichtungen nachzukommen“. Knapp jeder fünfte würde erst reden, wenn es überhaupt nicht mehr anders geht.

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