Tiefster Stand seit Jahren : Niedriger Milchpreis stürzt Bauern in die Krise
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Milchkühe in einem Melkkarussell in Brandenburg: Ein Liter Milch kostet nur noch ab 55 Cent. Bild: dpa
Der Milchpreis hat den niedrigsten Stand seit sechs Jahren erreicht. Das bringt Tausende Bauern in Existenznot. Sie geben dem russischen Importstopp die Schuld.
Der rapide fallende Milchpreis bringt Tausende Bauern in Existenznot. Wegen eines Überangebots für Milch kostet ein Liter in den Supermärkten derzeit nur noch ab 55 Cent, die Bauern erhalten davon rund 28 Cent. Vor einem Jahr bekamen sie fast 40 Cent je Kilo ausgezahlt. Der Weltmarktpreis erreichte im Juli den tiefsten Stand seit sechs Jahren, teilte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am Donnerstag mit.
Vor sechs Jahren hatten die Milchbauern den schwersten Preiseinbruch der vergangenen Jahrzehnte erlebt. Sie erhielten nur rund 23 Cent je Kilo Milch und protestierten in Brüssel und Berlin vehement. Infolge der Milchkrise vergab der Staat Notkredite. Molkereien führten „faire“ Milch ein, die den Landwirten einen höheren Preis garantierte. Trotzdem entfällt weiterhin ein Großteil der Verkäufe auf die günstigsten Marken. Allein die Nachfrage nach Bio-Milch ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Bio-Bauern erhalten derzeit Verbandsangaben zufolge einen Milchpreis von 47 Cent pro Kilo. Die konventionellen Landwirte hingegen trifft ein immer stärker schwankender Milchpreis.
Bauernverband: Es liegt am russischen Importverbot
Vom Deutsche Bauernverband hieß es, der Importstopp Russlands infolge westlicher Sanktionen gegen Russland sei der Hauptgrund für die fallenden Preise. Zwar wurde nur ein geringer Anteil der Milchprodukte nach Russland exportiert, doch ergibt sich aus Sicht des Bauernverbands europaweit insgesamt ein deutliches Überangebot an Milchprodukten.
Das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der EU und den Vereinigten Staaten kostet die deutsche Landwirtschaft nach Angaben des Bauernverbands rund eine Milliarde Euro jährlich.
Agrarwirtschaft : Ende der Milchquote - Chance und Herausforderung
In Russland begannen derweil Behörden am Donnerstag damit, Import-Lebensmittel zu vernichten. Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, die unter das vor einem Jahr verhängte Embargo fallen, werden an den Grenzen nicht mehr zurückgeschickt, sondern beschlagnahmt und zerstört. Präsident Wladimir Putin hatte dies kürzlich angeordnet. Allein am Donnerstag sollten Hunderte Tonnen Lebensmitteln vernichtet werden.