
Fußballvermarktung : Ende eines Monopols
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Cheers: Karen Murphy setzt sich vor dem EuGH gegen die Premier League durch Bild: REUTERS
Eine englische Kneipenwirtin setzt sich gegen die Premier League durch - Untergangsphantasien im Vereinsfußball sind trotzdem fehl am Platz.
Es war ein Kampf von David gegen Goliath: Eine englische Kneipenwirtin hat sechs Jahre lang dem britischen Fußballverband und dem größten Privatsender des Landes die Stirn geboten, indem sie die hohen Abonnementgebühren für Live-Fußball durch den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter umging. Jetzt hat ihr der Europäische Gerichtshof Recht gegeben - und damit womöglich auch dem deutsche Fernsehzuschauer ein Geschenk gemacht.
Derzeit besitzt der Münchner Bezahlsender Sky ein weitgehendes Monopol für die Live-Übertragung von Bundesliga-Spielen im Fernsehen. Denn das Unternehmen hat von der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Exklusivrechte per befristetem Lizenzvertrag gekauft.
In Zukunft, so entschied am Dienstag Europas oberstes Gericht, geht das nicht mehr: Der Verkauf nationaler Exklusivrechte unterlaufe die Idee des europäischen Binnenmarkts, also des freien Handels von Waren und Dienstleistungen in der Europäischen Union. Deutsche Fußballfans könnten dadurch mehr Wahlfreiheit bekommen und Bundesliga-Abonnements auch mit Bezahlfernsehanbietern aus anderen Ländern abschließen. Via Satellit oder Internetverbindung ist dies technisch problemlos möglich.
Das Urteil der Europarichter ist konsequent und richtig. Werden nationale Märkte abgeschottet, um Preise zu maximieren, behindert das den Wettbewerb und ist nicht im Interesse der Bürger. In anderen Branchen gibt es diese Wahlfreiheit schon seit langem: Deutschen Autokäufern etwa steht es frei, ihren Volkswagen in Frankreich statt hierzulande zu ordern, wenn er auf der anderen Rheinseite billiger zu haben ist.
Ob nun Wettbewerb im Bezahlfernsehen entstehen wird, bleibt zwar abzuwarten. Der Aufbau eigener Vertriebs- und Servicenetze etwa stellt für potentielle neue Konkurrenten eine Barriere dar. Andererseits schätzt zumindest die Börse das Urteil als Bedrohung für den bisherigen Monopolisten Sky ein. Dessen Aktienkurs brach am Dienstag ein.
Auf der Verliererseite stehen auch die europäischen Fußballvereine. Sie werden in Zukunft mit dem Verkauf von Übertragungsrechten wohl deutlich weniger Geld einnehmen als bisher. Untergangsphantasien sind trotzdem fehl am Platz: Auch das Bosman-Urteil über Spielertransfers hat die Vereine vor 16 Jahren zunächst hart getroffen - und das Geschäft florierte dennoch weiter.