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Exzentrische Aktion : Ein Milliardär baut die Titanic nach

Der australische Milliardär Clive Palmer will die Titanic nachbauen.

Der australische Milliardär Clive Palmer will die Titanic nachbauen. Bild: dapd

Der Australier Clive Palmer hat mit Rohstoffen Milliarden verdient. Jetzt macht er sich an die „Titanic“. Zur Jungfernfahrt soll die chinesische Marine vorbeischauen.

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          Er liebt die Herausforderung, den Kampf gegen Windmühlen: So ist der Australier Clive Palmer zum Milliardär geworden, und so will er Schlagzeilen schreiben. Nun ist es wieder einmal so weit. Der gewichtige Mann aus Brisbane plant, die Titanic nachbauen zu lassen. Vor zwei Jahren erklärte er schon, einen Zeppelin für den Einsatz in China konstruieren zu wollen. Als Mann der Taten gründete Palmer die Firma Zeppelin International mit dem im australischen Queensland lebenden Andre Baron von Zeppelin und dessen Bruder Marius. Um sie wurde es ruhig, und vielleicht auch deshalb musste nun der Ozeanriese her.

          Christoph Hein
          Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

          Allerdings hat der schillernde Palmer das Zeug und das Geld dazu, solche Pläne umzusetzen. Der Mann, der von sich sagt, er habe als Kind „auf Maos Knie gesessen“, nachdem er eine Zeit in China zubrachte, hat ausgerechnet die staatliche chinesische CSC Jinling Shipyard mit dem Bau des Luxusschiffes mit neun Decks und 840 Kabinen beauftragt. Palmer pflegt beste Verbindungen mit den Chinesen, die die Bodenschätze kaufen, die seine Firmen in Australien ausgraben. Und weil er sich nicht mit Kleinigkeiten abgibt, hat der Australier in China gleich eine ganze Flotte von vier Kreuzfahrtschiffen in Auftrag gegeben.

          Die neue Titanic bekommt moderne Navigationstechnik

          Das Flaggschiff wird die - mit einem Wulstbug und neuen Antrieben - nur unsichtbar modernisierte Titanic II. „Natürlich wird auch sie sinken, wenn man ein Loch in sie bohrt“, sagte Palmer. Aber glücklicherweise soll der Ozeanriese mit hochmoderner Navigationstechnik ausgestattet werden. Um die neue Titanic will Palmer dann seine Flottille aufbauen.

          Im Kreuzfahrtgeschäft ist der 58-jährige ein Neuling. Doch schon hat der Reeder-in-spe die Blue Star Line gegründet. Die Reederei der vor hundert Jahren nach der Kollision mit einem Eisberg gesunkenen Titanic hieß White Star Line.

          Das Vorbild: Die Titanic verlässt den Hafen von Southampton am 10. April 1912.
          Das Vorbild: Die Titanic verlässt den Hafen von Southampton am 10. April 1912. : Bild: AFP

          Der bekennende Exzentriker Palmer hat schon seine eigene Fußballliga in Australien gegründet, als er mit der offiziellen nicht zufrieden war. Seine kleinen Fluchten und große Freiheiten kann er sich gönnen: Palmers Bergbauunternehmen Mineralogy, Waratah Coal und Queensland Nickel sind wichtige Rohstofflieferanten der Chinesen. „Es ist doch besser, mit ihnen zu verhandeln, als dass sie eines Tages hierherkommen, und um unsere Bodenschätze kämpfen“, lässt sich der Australier zitieren.

          Groß wurde Palmer mit dem Kauf und Bau von Immobilien entlang der australischen Gold Coast im Osten des Kontinents. Nun will er tiefer in den Tourismussektor vordringen. Schon jetzt besitzt Palmer ein Luxusresort an der Goldküste. Sein Konglomerat bezeichnet er im Internet-Dienst Twitter als „kleines Familienunternehmen“. Auch wenn ihn das Magazin Forbes nur noch auf Rang 29 der Reichsten Australier mit einem Vermögen von 800 Millionen Dollar führt, wird er im Land selbst auf einen Besitz von bis zu 6 Milliarden Dollar taxiert.

          Er besitzt drei Privatflugzeuge, zwei Hubschrauber und Anwesen in Peking, Perth, Brisbane und an der Goldcoast, Australiens Mallorca. Seine Fußballmannschaft pflegt er im speziell für sie ausgelegten Privatflugzeug fliegen zu lassen.

          Als Vorbild gilt Palmer bis heute sein Vater George, der einst Stummfilme drehte und später Radiosender aufbaute, von dem er Respekt vor den Menschen gelernt habe - weshalb er heute so gut mit den Chinesen auskomme. Seine Karriere als Makler konnte er mit 21 Jahren nur deshalb beginnen, weil er sich beim Bewerbungsgespräch zehn Jahre älter machte. Mit 29 Jahren hatte er dann schon 40 Millionen Dollar beiseite gelegt - und investierte sie in Rohstoffvorkommen. Palmers erste Frau, mit der er zwei erwachsene Kinder hat, starb an Krebs. Er heiratete wieder und bekam im Alter von 54 Jahren noch einmal Nachwuchs.

          Palmer hält sich offenbar selbst für unsinkbar

          Weil Palmer sich mittlerweile augenscheinlich für unsinkbar hält, nimmt er gleichzeitig auch den Kampf mit dem australischen Schatzkanzler Wayne Swan auf. Ihm will Palmer seinen Sitz im Parlament abjagen. Das ist mehr als eine Eitelkeit: Palmer und andere Rohstoffbarone Australiens wehren sich mit Klauen und Zähnen gegen die neue Rohstoffsteuer der Regierung.

          Swan hat den Superreichen Australiens gerade wieder die Leviten gelesen: Von „Eigennutz“ und einer „Gefahr für die Demokratie“ sprach der Schatzkanzler mit Blick auf die Milliardäre. So etwas bringt Palmer auf die Palme, und er weiß sich zu wehren. Lautstark. So warf der einstige Freund des amerikanischen Senators Ted Kennedy den Grünen Australiens im vergangenen Monat vor, Verbindungen zum amerikanischen Geheimdienst CIA zu pflegen.

          Zur Jungfernfahrt soll die chinesische Marine kommen

          Oppositionsführer Tony Abbott, für dessen liberale Partei Palmer Swan besiegen will, wurde von den Plänen überrascht. „Ich wünsche ihm Glück. Wenn es einen Australier gibt, der gleichzeitig die Titanic nachbauen und für das Parlament kandidieren kann, dann ist es Clive“, sagte Abbott artig. 4 Millionen Dollar hat Palmer den Liberalen in den vergangenen Jahren überwiesen. Auch deshalb merkte sein künftiger Konkurrent Swan an, es müsse sichergestellt sein, dass sich Palmer nicht in die Politik einkaufe.

          Wie viel er in die Titanic-Flotte investiert, hat Palmer noch nicht verraten. Dafür kündigte er schon an, zu ihrer Jungfernfahrt im Herbst 2016 von London nach New York die chinesische Marine zur Begleitung eingeladen zu haben. Eine Nummer kleiner geht es nicht - sonst wäre Clive Palmer nicht Clive Palmer.

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