CDU : Oswald Metzger nimmt den nächsten Anlauf
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Oswald Metzger Bild: Moog Photography
Die CDU braucht einen neuen Vorsitzenden für ihre Mittelständler. Um den Posten kämpft der Ex-Grüne Oswald Metzger mit dem Abgeordneten Carsten Linnemann.
Für ihn war es eine Art zweiter Vorname. Wie andere Leute bloß noch „Bahnchef“ hießen, wurde er stets der „Kanzlerkritiker“ genannt. Acht Jahre lang stand Josef Schlarmann an der Spitze der CDU-Mittelstandsvereinigung. Bei Journalisten war er ein beliebter Gesprächspartner, weil er Angela Merkel stets frontal anging. Er bekämpfte die Energiewende und forderte die Griechen zum Verkauf ihrer Inseln auf, er kritisierte Merkels Führungsstil und prophezeite den baldigen Untergang der CDU. Durchsetzen konnte der Hamburger Rechtsanwalt auf diese Weise nichts, aber Erfolgserlebnisse hatte er durchaus: Manchmal brachte er die Parteivorsitzende derart aus der Fassung, dass sie ihn im Bundesvorstand offen anblaffte.

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.
Jetzt hört der 73-Jährige auf, und bei der Wahl des Nachfolgers stehen die christdemokratischen Mittelständler vor einer Grundsatzfrage: Wollen sie wieder einen wie Schlarmann, der ihrer Stimme öffentlich Gehör verschafft? Oder suchen sie nach einem Vorsitzenden, der lieber diskret an Kompromissen schmiedet? Für die beiden Pole stehen zwei Kandidaten, die seit Monaten durchs Land tingeln und sich einen regelrechten Wahlkampf liefern – obwohl sie in der Sache wenig unterscheidet.
Für die laute Version steht Oswald Metzger. Der 58-Jährige aus Oberschwaben machte sich einst bei den Grünen als Wirtschaftsfreund unbeliebt. Seit 2008 ist er Mitglied der CDU. Dort sitzt er mittlerweile im baden-württembergischen Landesvorstand, aber nach einer Aufgabe mit hinreichender Außenwirkung sucht er noch immer. Zweimal bewarb er sich vergeblich um eine Bundestagskandidatur. „Das Verdienen kommt vor dem Verteilen“, lautet Metzgers wirtschaftspolitischer Glaubenssatz. Er ist noch immer gut darin, griffige Thesen zu formulieren. Gerade im Angesicht einer möglichen großen Koalition könne die Union „ein marktwirtschaftliches Gesicht wie mich gut gebrauchen“, sagt er selbstbewusst.
Als Favorit gilt Carsten Linnemann, der die leisere Variante verkörpert. Der 36-Jährige gewann den Wahlkreis Paderborn, eine traditionelle CDU-Hochburg, zuletzt mit 59 Prozent der Stimmen. „Wir müssen auch mal kleinere Brötchen backen, die dann aber auch gelingen“, sagt er. „Wenn wir es zum Beispiel schaffen, dass die Arbeitgeber ihre Beiträge an die Sozialkassen nicht mehr vorzeitig überweisen müssen, ist das eine spürbare Erleichterung in Sachen Bürokratie und Liquidität.“ Die großen Themen wie Euro-Rettung oder Energiewende müsse die Mittelstandsvereinigung „kritisch-konstruktiv begleiten“, sagt er vorsichtig. Bei der Kanzlerin machte er sich unbeliebt, als er im September 2011 gegen die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms stimmte.
„Mein Vorteil ist, dass ich als Parlamentarier am Lenkrad sitze und bestimmte Dinge auch durchsetzen kann“, argumentiert Linnemann gegen seinen außerparlamentarischen Konkurrenten. „Das ist allemal besser, als wenn man nur große Forderungen stellt. Entscheidend sind am Ende die Ergebnisse.“ Sein Konkurrent Metzger dreht das Argument um. „Viele Mittelständler möchten eine laute, marktwirtschaftliche Stimme“, hält er dagegen. „Das geht besser, wenn der Vorsitzende nicht in die Fraktionsdisziplin eingebunden ist.“ Allerdings betont auch Metzger, er wolle sich in den Parteigremien einbringen und nicht nur über die Presse. Da setzt er sich dann doch von Schlarmann ab.
Die Parteivorsitzende wird die Wahl am Freitag mit mäßiger Spannung verfolgen. Solange sich der Wirtschaftsflügel der Partei über die Frage zerstreitet, ob man die Kanzlerin laut von außen oder leise von innen kritisieren soll, hat sie von dieser Seite nichts zu befürchten.