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Bankiersspross im Interview : „So viele Metzlers gibt es ja nicht“

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Tradition, wohin man nur blickt: Leonhard von Metzler, Jahrgang 1975, auf einem alten Sofa im Foyer des Frankfurter Bankhauses Metzler. Bild: Röth, Frank

Leonhard von Metzler ist der Spross einer uralten Bankiersdynastie. Zum ersten Mal redet er über seine Karrierepläne im Bankhaus Metzler.

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          Herr von Metzler, es war immer klar, dass Sie Ihren Ahnen nacheifern und Frankfurter Bankier werden, oder?

          Nein. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen, habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Nach Studium und Promotion habe ich im Finanzcontrolling des Pharmakonzerns Schering angefangen. Das fand ich sogar sehr spannend.

          Hätte denn ein von Metzler überhaupt die Bankier-Karriere ausschlagen können?

          Ja, hätte er. Wenn es nicht zu mir gepasst hätte, hätte ich auch nicht den Weg zur Bank gefunden.

          Wie kamen Sie dann doch zur Bank?

          Irgendwann haben mich mein Patenonkel Friedrich von Metzler und sein Partner Emmerich Müller besucht und gefragt, ob ich mir nicht das Bankwesen genauer anschauen wollte.

          Man hat Sie nie aus den Augen verloren.

          Offensichtlich. So viele Metzlers gibt es ja nicht.

          Und Sie ließen sich gleich überzeugen?

          Ja. Ich wollte mich nicht vor der Verantwortung drücken, selbst wenn es mal schwer ist. Das hat mir mein Onkel vorgelebt. Und im Unterbewusstsein hatte ich mir wohl immer die Option offengehalten, Bankier zu werden, weil ich eine Neigung zu Finanzen habe. Die Nähe zur Bank war immer da. Mein Vater hatte bis 1993 in der Bank gearbeitet, und wir gehörten zum Gesellschafterkreis. Ich habe dann einen Master-Abschluss gemacht an der Hochschule Insead und drei Jahre für die Deutsche Bank in London gearbeitet.

          Unter dem heutigen Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain?

          Ja, unter anderem habe ich dort ein interessantes Traineeprogramm in verschiedenen Bereichen der Investmentbank absolviert und war dann im Aktienbereich tätig.

          Ist das ein gutes Gefühl, Teil einer uralten Bankiersfamilie zu sein?

          Das ist ein gutes Gefühl. Respekt habe ich davor, aber eine tolle Chance ist es auch. Wir haben eine Position im Markt, die sehr anerkannt ist.

          Und irgendwann werden Sie zwangsläufig Chef der Privatbank.

          Nein, das ist nicht zwangsläufig. Metzler hat eine Partnerstruktur mit aktuell neun Partnern.

          Wie viel Geld muss ich haben, um von Ihnen beraten zu werden?

          Sie sollten drei Millionen Euro liquide haben.

          Was heißt liquide?

          Sie müssen es flüssig haben, sprich uns überweisen können, damit wir es für Sie anlegen.

          Warum gerade diese Summe?

          Das ist unserem Beratungsansatz geschuldet. Wir konstruieren Depots mit Einzeltiteln, Anleihen oder Aktien nach individuellen Bedürfnissen. Wir kaufen kaum Fonds. Bei dieser Vorgehensweise sind kleinere Beträge nicht sinnvoll anzulegen.

          Welche Rendite braucht man, damit das Vermögen nicht schrumpft?

          Mehr als 3 Prozent wegen der Inflation und den Steuern.

          Und das schaffen Sie?

          Eine bestimmte Zielrendite steht bei uns nie im Vordergrund. Wir wollen unseren Kunden - oft sind das Unternehmer - helfen, ihr Vermögen für die nächste Generation zu sichern. Das ist nicht trivial. Die stete Aufwärtslinie, die das Wachstum der Weltwirtschaft seit 1945 kennzeichnet, ist nicht zwangsläufig das Normale. Wir rechnen immer mit Brüchen. Letztlich wollen wir für unsere Kunden erreichen, was wir für unsere Bank geschafft haben. Uns gibt es seit 1674.

          War das nicht vor allem Glück?

          Da mag schon eine Glückskomponente dabei gewesen sein. Wir haben aber auch gelernt, was die größten Gefahren fürs Vermögen sind und wie man sich dafür wappnet.

          Nämlich?

          Inflation, Deflation, politische Verwerfungen, Strukturbrüche und Krisen von Kriegen bis zur Lehman-Pleite. Dagegen schützt man sich, indem man immer einen Teil des Vermögens in Sachwerten wie Aktien als Schutz vor inflationären Tendenzen anlegt. Ein anderer Teil sollte aber auch immer in Nominalwerten, zum Beispiel Geld oder sicheren Anleihen, angelegt werden, als Schutz vor der Deflation. Zudem sollte man seine Anlagen sowohl international als auch über verschiedene Branchen hinweg streuen. Genauso wichtig ist uns aber auch die Fungibilität: die Fähigkeit, das Vermögen schnell flüssig machen zu können. Deshalb legen wir zum Beispiel nicht in Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds mit ihren langen Kündigungsfristen an. 90 Prozent der Anlageinstrumente, die der Finanzsektor entwickelt, bekommen die Kunden bei uns nicht.

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