Bundesagentur für Arbeit : Trotz Pandemie steigt die Zahl der Pflegekräfte
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Gesuchtes Personal: Pfleger in Krankenhäusern und Altenheimen Bild: dpa
Überall kündigen Pflegekräfte oder reduzieren ihre Arbeitszeit. Dennoch gelingt es Krankenhäusern und auch Altenheimen offensichtlich weiterhin, mehr Pflegekräfte einzustellen, als sie verlieren. Und auch die Gehälter steigen.
Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie haben nun auch die Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg ein paar Pflegekräfte verloren. Eigentlich habe man wenig Fluktuation, erzählt Christian Scharf, der seit vielen Jahren die Intensivstation leitet. „Jetzt haben einige aber gesagt: Ende. Wir können nicht mehr.“ Scharf und die Klinikleitung suchen nun – wie so viele Krankenhäuser im Land – neue Mitarbeiter. Keine leichte Aufgabe: „Der Markt ist wie leergefegt. Sie finden niemanden“, berichtet er.
Geschichten wie die aus Bad Homburg hört man anekdotisch derzeit aus fast allen Kliniken in Deutschland: Überall kündigen Pflegekräfte oder reduzieren ihre Arbeitszeit. Und dennoch gelingt es den Krankenhäusern und auch den Altenheimen offensichtlich weiterhin, mehr Pflegekräfte einzustellen, als sie verlieren. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag anlässlich des „Internationalen Tags der Pflegenden“ mitteilte, der am Donnerstag stattfindet, ist die Zahl der Beschäftigten in der Pflege trotz der enormen Belastung in der Corona-Pandemie zuletzt weiter gestiegen.
Kranken- und Altenpflege mit Plus
1,67 Millionen Menschen arbeiteten laut der BA-Statistik im vergangenen Jahr in der Pflege, rund 44.000 mehr als ein Jahr zuvor. Sowohl die Kranken- als auch die Altenpflege verzeichneten ein deutliches Plus: In der Krankenpflege wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf rund 1,04 Millionen, in der Altenpflege auf rund 627.000 (siehe Grafik). Die Beschäftigung in der Pflege legte damit in den vergangenen fünf Jahren stärker zu als die Beschäftigung insgesamt: in der Krankenpflege um 9 Prozent und in der Altenpflege um 12 Prozent. Über alle Berufsgruppen hinweg betrug der Anstieg hingegen nur rund 5 Prozent.
Dieser Trend setzte sich bislang auch während der Pandemie fort, wie die Bundesagentur für Arbeit betont. Tatsächlich gehörte das Gesundheitswesen schon im ersten Corona-Jahr 2020 zu den wenigen Branchen, die nicht von einem Beschäftigungsrückgang betroffen waren. Zugleich belegt die BA-Statistik jedoch, wie groß der Fachkräftemangel in der Pflege schon heute ist. So kämen auf derzeit 12.900 gemeldete Stellen für Fachkräfte in der Krankenpflege lediglich 5400 Arbeitslose. In der Altenpflege seien für 12.500 Stellen nur 3300 Arbeitslose registriert. Und der Bedarf wird wegen des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl an Pflegebedürftigen künftig weiter steigen. Anders sieht es bei den Hilfskräften aus: Hier gibt es deutlich mehr Bewerber als Stellen.
Hoher Anteil an Teilzeit
Neben der demografischen Entwicklung ist die Personalnot in den Kliniken und Altenheimen zum Teil auch mit dem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten zu erklären. Fast drei Fünftel der Erwerbstätigen in der Pflege arbeiten laut einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit nicht in Vollzeit. Unter Frauen (62 Prozent) ist der Anteil dabei höher als unter Männern (40 Prozent). Dass die Mitte März in Kraft getretene Impfpflicht im Gesundheitswesen nennenswerten Einfluss auf die Beschäftigung in der Pflege hat, erwartet die BA hingegen nicht. Zwar liegen die Daten immer erst mit sechs Monaten Verzögerung vor, teilte sie mit. Die Arbeitslosmeldungen aus den Pflegeberufen seien bislang aber „eher unauffällig“.
Stärker als im Durchschnitt steigen im seit Jahren auch die Gehälter in der Pflege. Das mittlere Entgelt liegt mit 3392 Euro aber immer noch knapp unter dem durchschnittlichen Entgelt über alle Berufe hinweg. Zwischen den verschiedenen Pflegeberufen gibt es dabei deutliche Unterschiede. Der Sonderauswertung zufolge verdiente eine Pflegefachkraft im Krankenhaus zuletzt im Mittel 3771 Euro. In stationären Einrichtungen und bei ambulanten Diensten waren es mehr als 300 beziehungsweise mehr als 600 Euro weniger.