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Neues Heimatministerium : Berlins neue Landliebe

  • -Aktualisiert am

Abgehängt auf dem Land? Crainfeld in Mittelhessen Bild: Picture-Alliance

Mit einem Heimatministerium will die Politik den Menschen auf dem Land schmeicheln. Die fühlen sich zunehmend abgehängt – woran sie selbst aber nicht ganz unschuldig sind.

          5 Min.

          Eberhard Kobe hat schon viel von der Welt gesehen. Schanghai, Delhi, Singapur – lange Zeit war Kobe für ein großes Maschinenbauunternehmen in Asien unterwegs. Jetzt aber lebt er in Ottersburg, einer kleinen Ortschaft in Sachsen-Anhalt. Kobes Familie kommt ursprünglich aus der Gegend, nach der Wende hat er deshalb dort ein altes Hofgut gekauft und es in den vergangenen Jahren zu einer Jagdschule umgebaut. Die Kosten dafür musste Kobe allerdings nicht allein stemmen: Die Hälfte der knapp 86.000 Euro kam aus dem Programm „Land(auf)Schwung“, mit dem das Bundeslandwirtschaftsministerium seit Ende 2014 wirtschaftlich schwache Regionen unterstützt. „Die großzügige Förderung ist schon toll“, erzählt Kobe im Rückblick. Aber er ahnt auch, dass der Weg zu einem prosperierenden Unternehmen in Ottersburg noch weit ist. Nach zehn Kursteilnehmern im Jahr 2016 rechnet er in diesem Jahr immerhin mit rund 60.

          Julia Löhr
          Wirtschaftskorrespondentin in Berlin.

          Programme wie jenes, von dem Kobe profitiert hat, könnte es in Zukunft häufiger geben. Denn die Politik hat das Land für sich entdeckt. Aufgeschreckt durch die Wahlerfolge der AfD in Ostdeutschland, aber auch im ländlichen Bayern, beteuern mittlerweile alle Parteien, sich mehr um die Menschen in jenen Regionen kümmern zu wollen, in denen vom deutschen Wirtschaftsboom wenig zu spüren ist, der Zustrom der Flüchtlinge aber mitunter umso mehr. Eine „Heimat mit Zukunft“ versprechen Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag. Mit einer besseren Wirtschaftsförderung, einer besseren Infrastruktur und vor allem: einem besseren Gefühl. Einen prominenten Fürsprecher für das Land haben die Verhandler auch schon auserkoren: Horst Seehofer (CSU) soll sich als Superminister um Inneres, Bauen und die besagte Heimat kümmern.

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