In diesem Corona-Jahr war der Verzicht auch durch die Pandemie bedingt. Bild: dpa
Ob Pandemie oder Klimawandel: Ständig werden die Menschen zum Verzicht aufgefordert. Warum ist die Askese seit Jahrhunderten eine Idealvorstellung? Und lässt sie sich heute verwirklichen?
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Es gibt etwas, das haben Kindergärten und SUVs gemeinsam mit ausschweifenden Geburtstagspartys und einem gut gewässerten Rasen im Sommer. Auf all dies sollten die Deutschen verzichten, entsprechende Aufrufe gab es in diesem Jahr genügend. 2020 war das Jahr, in dem der Verzicht seinen großen Durchbruch hatte. Nicht nur die Pandemie war schuld, auch der Klimaschutz und die sommerliche Dürre trugen ihre Teile bei – und anfangs hielten sich auch viele Menschen daran.
Schließlich hat der Verzicht schon lange einen guten Ruf. Sich freiwillig etwas zu versagen, das man problemlos haben könnte – das strebt die Menschheit seit Jahrhunderten an. So gewichtig ist das Ziel, dass Klimaschützer und Epidemiologen, ja sogar besorgte Manager der örtlichen Wasserwerke ohne weiteres Nachdenken an diese Norm appellieren. Sie haben ja auch bedeutende Vorgänger. Gandhi und Buddha zum Beispiel, Jesus und Kant. Verzichtstraditionen sind seit Jahrhunderten Teil praktisch jeder großen Philosophie und Weltreligion. Schon mehrere hundert Jahre vor Christus stellte Aristoteles fest, dass man es mit dem Konsum auch übertreiben könne. „Besonnenheit“ forderte er vom tugendhaften Menschen, der sollte auch mal auf etwas verzichten. Spaß macht das allerdings nicht.
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