DIW-Studie zum Mindestlohn : Mehr als eine Million Arbeitnehmer verdienen weniger als erlaubt
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Ein Gebäudereiniger arbeitet in 27 Metern Höhe Bild: dpa
Viele Beschäftigte in Deutschland erhalten keinen Mindestlohn, obwohl er ihnen zusteht. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, wie eine Studie des DIW zeigt.
Rund 1,3 Millionen Beschäftigte haben im Jahr 2017 dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge weniger als den damals gültigen Mindestlohn verdient, obwohl sie auf diesen Anspruch gehabt hätten. „Nach wie vor bekommen in Deutschland viele Beschäftigte nicht den Stundenlohn, der ihnen zusteht“, teilte DIW-Studienautor Markus Grabka, am Mittwoch in Berlin mit. Der Mindestlohn betrug im Jahr 2017 – aktuellere Daten lagen nicht vor – 8,84 Euro die Stunde. Inzwischen liegt er bei 9,19 Euro.
Besonders oft seien Beschäftigte im Gastgewerbe, im Einzelhandel, bei persönlichen Dienstleistungen und in der Leih- und Zeitarbeit betroffen. „Frauen werden häufiger trotz Anspruchs unterhalb des Mindestlohns bezahlt als Männer.“
Schon Ende Juni hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund von 1,8 Millionen Beschäftigten gesprochen, die derzeit unter dieser Lohngrenze bezahlt würden. Häufiger Grund sei, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter länger arbeiten ließen als vertraglich vorgesehen.
„Es ist skandalös, dass der Mindestlohn bei vielen Anspruchsberechtigten immer noch nicht ankommt“, teilte der Sozialverband VdK am Mittwoch anlässlich der DIW-Zahlen mit. „Die Politik muss endlich entschlossen gegen Arbeitgeber vorgehen, die die Mindestlohnregelungen nicht einhalten.“
Grundlage für die Untersuchung waren abgefragte Daten zu vertraglich vereinbarten Stundenlöhnen sowie zu Arbeitszeiten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer sich jährlich wiederholenden Befragung von Privathaushalten.