Maschinenbau : Wer macht sich noch die Hände schmutzig?
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Aller Anfang ist schwer: Neben den Maschinenbauern finden auch die Elektrotechniker von morgen ihren Platz. Bild: Uwe Marx
Tablets und IT statt Öl und Dreck: Wie der deutsche Maschinenbau Nachwuchs ködert und in der westfälischen Provinz ein Leuchtturm der Berufsausbildung entstanden ist.
Das mit der Anziehungskraft, dem Sex-Appeal gewissermaßen, ist für manche Berufe so eine Sache. Während die einen als attraktiv und geradezu magnetisch gelten, stecken andere tief in der Schublade. Aufschrift: nicht gerade modern, wenig vorzeigbar, mit reichlich Zumutungen verbunden. Peter Bole kennt das. Er kommt schließlich aus dem Maschinenbau. „Unser Image sitzt tief“, sagt er.

Redakteur in der Wirtschaft.
Mit seiner Branche verbinden viele vor allem Dreck, Öl, Lärm, alles in allem also abschreckende Arbeitsbedingungen. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um Nachwuchs anzulocken, denn stets steht die Frage im Raum: Wer macht sich schon gerne die Hände schmutzig? Aber weil in dieser industriellen Schlüsselbranche in Deutschland etwas mehr als eine Million Menschen arbeiten und weil sie durch technische Umwälzungen – Stichwort: Industrie 4.0 – gerade radikal verändert wird, muss Nachwuchs unablässig her. Und das nicht zu knapp.
So betrachtet, sitzt Bole genau an der richtigen Stelle: Er ist Leiter der neu gegründeten „Nachwuchsstiftung Maschinenbau“, die der Branche gut ausgebildeten Nachschub sichern soll. Aber wie funktioniert das, wenn die gesamte Berufswelt von Überakademisierung spricht, Digitalisierung oder Fachkräftemangel? Wie also macht sich ein vermeintlich hässliches Entlein hübsch?
Kernland des deutschen Maschinenbaus
Tief in Westfalen, ein gutes Stück östlich von Paderborn, lässt sich das beobachten. Höxter liegt gewissermaßen im Kernland des deutschen Maschinenbaus, nur Baden-Württemberg kann mit diesem Teil Nordrhein-Westfalens noch mithalten, was die Dichte an Unternehmen der Branche betrifft. Hier ist das Berufskolleg Höxter angesiedelt, das als Leuchtturm in der beruflichen Ausbildung gilt. Für angehende Maschinenbauer, aber auch für Elektrotechniker und andere Berufe. Von außen sieht es erst einmal aus wie eine sehr große Schule, innen aber hat es mitunter etwas von einem Uni-Campus – wodurch es eine Entwicklung im Maschinenbau widerspiegelt.
Immer mehr Unternehmen der Branche haben sich äußerlich verwandelt. Sie setzen nicht nur auf Industrie 4.0 und IT – sie sehen auch so aus. Wo früher tatsächlich Dreck und Lärm viele Produktionshallen zu wenig ansehnlichen Orten machten, geht es heute geradezu klinisch rein zu. Es ist eine Zeit, in der immer mehr Roboter Dienst tun, autonome Fahrzeuge Werkstücke heranbringen, Maschinen per Smartphone oder Tablet bedient werden können und alles per Internet miteinander verbunden ist. Das führt auch die Berufsausbildung in eine neue Zeit.
Michael Urhahne ist Schulleiter in Höxter, er führt durch Werkstätten, die zum Teil weniger nach Maschinenbau und mehr nach Computerkurs aussehen. Aber es geht ja auch darum, die berufliche Ausbildung in eine neue Zeit zu führen. Fachleute formulieren das so: Die Dynamik der Produktionstechnik solle in den Schulen vermittelt werden. Dabei hat sich gerade das Tempo der Innovation stark erhöht. Wenn die Schüler mit ihren Lehrern oder Ausbildern eine hochmoderne Werkzeugmaschine neu programmiert haben, dann spuckt diese so schnell ein neues Werkstück aus, dass so manchem alten Hasen, der noch von mühsamer, zeitraubender Handarbeit berichten kann, Hören und Sehen vergeht.
Großzügige Ausstattung
Das dürfte auch für die Lernumgebung in Höxter gelten. Viele Räume sind verglast, alles wirkt modern, offen, einladend. Auf langen Gängen liegen frei zugänglich teure Tablets, auch das gehört zum veränderten Lernen. Das großzügige Angebot scheint zu disziplinieren. Ein Lehrer erzählt, dass die Geräte oft benutzt werden, aber noch nie beschädigt oder gar entwendet worden seien.