Noch ein Vorstand geht : Die Commerzbank muss einen neuen Risikovorstand suchen
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Commerzbank-Vorstand Marcus Chromik Bild: ddp/INTERTOPICS/STAR-MEDIA
Marcus Chromik verlängert seinen Vertrag nicht. Damit geht das Stühlerücken im Vorstand weiter. Es bleibt unruhig in der Commerzbank. Immerhin ist die Verpflichtung der neuen Personalchefin nun fix.
In der Commerzbank wird noch ein Vorstandsposten frei. Diesmal erfolgt der Rückzug allerdings auf eigenen Wunsch. Während Jörg Hessenmüller (IT) und Sabine Schmittroth (Personal und Privatkunden) beim Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Gottschalk in Ungnade fielen, hat Risikovorstand Marcus Chromik selbst entschieden, seinen Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Gottschalk respektierte dies am Mittwoch und sprach nach einer Aufsichtsratssitzung von „gegenseitiger hoher Wertschätzung“.
Chromik, mit gerade 50 Jahren jüngster, aber mit acht Jahren Zugehörigkeit auch dienstältester Commerzbank-Vorstand, möchte noch einmal anderswo neu anfangen und zehn komplette Jahre gestalten können. Er werde deshalb ein mögliches Angebot zur Vertragsverlängerung nicht annehmen, hat er dem Aufsichtsrat mitgeteilt. Nach dem Ausscheiden von Chromik spätestens mit Auslaufen seines Vertrages Ende 2023 wird Finanzchefin Bettina Orlopp, seit November 2017 im Vorstand und seit Juni 2021 stellvertretende Vorsitzende, dienstältestes Vorstandsmitglied sein. Auch das zeigt, wie unruhig es in der Commerzbank vor allem in den vergangenen zwei Jahren war.
Als Nachfolgerin für die zum Jahresende als Personalvorstand ausscheidende Sabine Schmittroth berief der Aufsichtsrat am Mittwoch die 47 Jahre alte Österreicherin Sabine Mlnarsky. Über die bevorstehende Verpflichtung Mlnarskys hatte die F.A.Z. vor rund zwei Wochen bereits exklusiv berichtet. Die Juristin kommt – offiziell zum 1. Januar 2023 - von der Erste Group AG. Im Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen war sie – bis auf einen Abstecher zur Lufthansa-Tochtergesellschaft Austrian Airlines von 2013 bis 2016 – seit 2001 im Personalmanagement tätig, schaffte es dort aber nicht in den Vorstand.
Gottschalk erhofft sich von Mlnarsky „frische Impulse“ und dass sie „die Aufbruchstimmung im Unternehmen verstärkt“. Die Commerzbank hat im Mai 2021 beschlossen, 10.000 Stellen und damit etwa jeden dritten Arbeitsplatz zu streichen und sie weitgehend durch digitale Abläufe zu ersetzen. Mit fast 7000 Aufhebungsverträgen bis Mitte Juni sei ein Großteil der notwendigen Vereinbarungen getroffen, hatte gerade der Vorstandsvorsitzende Manfred Knof im Interview mit der F.A.Z. berichtet.
Für Schmittroths Aufgaben als Privatkundenvorstand hatte die Commerzbank schon zum Jahresanfang 2022 Thomas Schaufler ebenfalls von der Erste Bank verpflichtet. Für IT-Vorstand Jörg Hessenmüller kam der ehemalige IKB-Bank-Vorstand Jörg Oliveri del Castillo-Schulz. Alle drei neuen Vorstandsmitglieder kamen von außen. Auch für Chromik lässt der Aufsichtsratsvorsitzende Gottschalk dem Vernehmen außerhalb der Commerzbank nach Kandidaten für den Posten des Risikovorstandes suchen.