Der Seufzer der Erleichterung war in ganz Europa zu hören. Die Freude über den Sieg Emmanuel Macrons in der Präsidentschaftswahl speist sich aus dem, was Frankreich erspart blieb: ein Abgleiten ins politische Niemandsland der nationalistischen Verwirrung. Angesichts des Kriegs in der Ukraine hätte dies zu einer existenziellen Krise der EU geführt. Diese Konstellation birgt jedoch auch eine Gefahr für Macron: Im Wissen, dass viele Stimmen nicht für ihn, sondern gegen Le Pen abgegeben wurden, könnte er geneigt sein, als Präsident aller Franzosen seine Reformvorhaben abzuschwächen. Nichts wäre schlechter für Frankreich – und Europa.
Zunächst zu Frankreich. Die ersten Jahre unter Macron waren aus wirtschaftlicher Sicht gute Jahre, sofern sich dies angesichts der Corona-Pandemie überhaupt sagen lässt. Die Herausforderungen sind aber nach wie vor gewaltig, Frankreichs Zukunftsfähigkeit ist keineswegs gesichert. Im Mittelpunkt stehen dabei die öffentlichen Finanzen: Frankreichs Schuldenquote liegt mittlerweile bei 113 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP), Tendenz weiter steigend. Ohne eine grundlegende Rentenreform lässt sich die Verschuldung kaum in den Griff bekommen.
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