Frisches Investorengeld : Lufthansa zahlt KfW-Staatskredit zurück
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Geparkte Lufthansa-Maschinen auf dem Frankfurter Flughafen Mitte Dezember 2020 Bild: AP
Virusmutationen und Reisebeschränkungen machen der Flugbranche den Weg aus der Krise schwer. Aber Lufthansa hängt dank des Zuspruchs von Investoren weniger am Tropf des Staates.
Die Deutsche Lufthansa hat sich zum dritten Mal seit der Zusage des staatlichen Hilfspakets im vergangenen Sommer Mittel am Kapitalmarkt Mittel von privaten Investoren besorgt. 1,6 Milliarden Euro fließen dem Konzern von den Zeichnern einer neuen Anleihe zu, teilte Lufthansa am Donnerstag mit. Das ist genug, um einen Teil der erst 2020 gewährten Staatshilfe schon zurückzuführen.
„Die heute erfolgreich platzierte Anleihe ermöglicht uns die Rückzahlung des gesamten KfW-Darlehens“, sagte der neue Lufthansa-Finanzvorstand Remco Steenbergen. Es ist die erste große Transaktion, die der gebürtige Niederländer für den Luftfahrtkonzern umsetzt. Er war erst zum Jahresbeginn zur Lufthansa gestoßen.
Der Schuldenstand des Konzerns sinkt durch die Transaktion zwar nicht, man hängt aber weniger am Tropf des Staates. „Die Refinanzierung senkt sogar unsere Finanzierungskosten“, sagte Steenbergen. Der weitere Weg durch die Pandemie-Krise wird für den Konzern somit etwas günstiger. Für den KfW-Kredit waren 3,75 Prozent Zinsen im Jahr fällig. Den Gläubigern einer Anleihetranche von 750 Millionen Euro sind während der vierjährigen Laufzeit nur 2,875 Prozent zu zahlen. Dadurch lassen sich allein an Zinsen fast 7 Millionen Euro im Jahr sparen.
Staatliche Auflagen fallen weg
Für die zweite Tranche über 850 Millionen Euro sind zwar auch an die privaten Investoren 3,75 Prozent zu zahlen. Allerdings gewinnt Lufthansa durch eine sieben Jahre lange Laufzeit mehr Freiraum, um dieses Geld zurückzuzahlen. Im Konzern gelten auch nicht nur die günstigeren Konditionen als Vorzug. Man ist ebenso froh, mit der Tilgung einige ungeliebte Auflagen loszuwerden. Als Sicherheit für das KfW-Darlehen dienten unter anderem 300 Flugzeuge. Die werden nun für andere Transaktionen zur Mittelbeschaffung, zum Beispiel für das Verkaufen und das gleichzeitige Zurückleasen der Jets, frei.
Mit der neuen Anleihe ist es Lufthansa zum dritten Mal in der Pandemie gelungen, Geld privater Investoren einzunehmen und die Abhängigkeit vom Staat ein wenig zu verringern. Der Reisekonzern TUI tut sich indes schwerer. Zwar konnten Aktionäre zum Kauf neuer zusätzlicher Aktien bewegt werden, ähnliche Anleiheemissionen gibt es von dem Konzern in hannover allerdings nicht. In Branchenkreisen wird dies auch darauf zurückgeführt, dass Lufthansa sich direkt um ein großes Staatshilfe-Paket mit Liquiditätspuffer bemüht hatte, während im Fall von TUI nach einem ersten wesentlich kleineren Hilfspaket schon zweimal nachgelegt werden musste.
Ausblick für Verkehrsentwicklung bleibt düster
Die neue Anleihe bessert nun das Lufthansa-Finanzpolster für den weiteren Weg durch die Krise auf. Im November hatte Lufthansa ihre Liquidität auf 10,1 Milliarden Euro einschließlich der zugesagten Staatshilfen beziffert. Die 600 Millionen Euro Emissionserlös, die nicht zur Tilgung des KfW-Kredits verwendet werden, dürften in etwa ausgleichen, was bei Lufthansa seit Mitte November an Liquidität abgeflossen ist.
Vom im vergangenen Sommer geschnürten Hilfspaket über 9 Milliarden Euro beansprucht Lufthansa nach der Rückführung des KfW-Kredits vorerst nur rund eine Milliarde Euro. Rund 300 Millionen Euro stammen aus dem Aktienkauf des Bundes, der auf diesem Weg größter Einzelaktionär geworden ist. Rund 700 Millionen Euro entfallen auf Hilfen Österreichs, der Schweiz und Belgiens, die zur Stützung der dortigen Tochtergesellschaften 2 Milliarden Euro bereitgestellt hatten. Mittel aus den stillen Einlagen des Bundes über 5,7 Milliarden Euro hat Lufthansa noch nicht genutzt.
Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. „Trotz der Rückzahlung ist es jedoch wahrscheinlich, dass wir weitere Elemente des Stabilisierungspakets in Anspruch nehmen werden, die derzeit ungenutzt sind“, sagte Steenbergen. „In welchem Umfang wir dies tun werden, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.“ Der Weltluftfahrtverband Iata hatte am Mittwoch einen düsteren Ausblick gegeben. Dabei wurde sogar die eigene Prognose, dass 2021 zumindest die Hälfte des Vorkrisenniveaus im Flugverkehr zu erreichen sei, in Frage gestellt. Schlimmstenfalls könnte es kaum mehr als ein Drittel sein. Angesichts der Verbreitung von mutierten Corona-Viren und neuen Reisebeschränkungen warnte die Iata vor einem „harten Jahr“.