Viraler Intendant
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Intendant Oliver Reese hat fast drei Viertel der Sessel im Berliner Ensemble entfernt. Bild: Andreas Pein
Oliver Reese, Chef des Berliner Ensembles, sorgt im Kulturbetrieb zurzeit für Furore. Das hat mit ein paar abgeschraubten Stühlen zu tun. Und mit der Frage, welche Zukunft das Theater in Zeiten von Corona noch hat.
Oliver Reese sagt, die Wirkung des Bildes habe ihn selbst überrascht. Es gibt im deutschsprachigen Raum kaum einen Schauspieler oder Theaterzuschauer, Intendanten oder Kulturpolitiker, der das Foto im Netz nicht mindestens einmal angeklickt hat. Die einen sind erschrocken, wie gespenstisch sich Kultur in Zeiten von Corona anfühlen wird, selbst wenn sie hoffentlich bald wieder erwacht. Die anderen haben den Mut bewundert, überhaupt wieder loszulegen und sich entschlossen auf die Situation einzustellen. Bei vielen lieferten sich auch beide Gefühle einen Kampf.
Zu sehen ist ein Theaterparkett, dem gerade das fehlt, was ein Theaterparkett normalerweise ausmacht: dicht gedrängte Sitzreihen. Fast drei Viertel der Sessel sind abgeschraubt im Berliner Ensemble, dem legendären Theater Bert Brechts, vereinzelt und vereinsamt stehen Einzel- und Doppelsitze herum. Es sieht aus wie ein arg ramponiertes Gebiss, dem die morschen Zähne gezogen wurden. Oder wie ein Autokino ohne Autos, nur mit den Fahrer- und einzelnen Beifahrersitzen, was dem Sinn des Ganzen schon näher kommt.
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