Viel Ärger um Riesenprojekt : Chinesen bauen Brücke in Kroatien, die EU zahlt
- -Aktualisiert am
Die Peljesac-Brücke ist 2,4 Kilometer lang. Bild: via REUTERS
Kroatiens größtes Infrastrukturvorhaben ist fertig. Die EU hat die 2,4 Kilometer lange Brücke weitgehend bezahlt, die China gebaut hat. Richtig nutzen kann man sie aber noch nicht.
Wer am östlichen Adria-Ufer hinab ins kroatische Dubrovnik fahren will, der verlässt für einen kurzen Moment die EU. Denn ein paar Kilometer des Küstenstreifens gehören zu Bosnien-Hercegovina. Allerdings kann sich, wer vorher auf die Halbinsel Peljesac übersetzt, den Grenzübertritt auf der Fahrt nach Süden ersparen. Künftig geht das besonders einfach, denn ab jetzt verbindet eine für den Tourismus wichtige Brücke das kroatische Festland mit der vorgelagerten Halbinsel.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde dieser Tage das letzte Teilstück der 2,4 Kilometer langen zweispurigen Peljesac-Brücke montiert. Sie ruht auf sechs 33 Meter hohen Betonpylonen und besteht aus 13 Teilstücken, von denen die fünf längsten je 285 Meter überspannen. Das Bauwerk ist das größte Infrastrukturvorhaben Kroatiens und eines der größten Brückenbauprojekte in der EU.
In Erinnerung bleiben wird es auch als großer diplomatischer Zankapfel. Denn die Kosten, die laut kroatischer Regierung samt Anschlussstrecken 550 Millionen Euro betragen, werden mit 357 Millionen Euro zwar zum großen Teil von der EU getragen – den Zuschlag für den Bau erhielt jedoch der chinesische Staatskonzern China Communications Construction Company, was vielerorts für hochgezogene Augenbrauen sorgte.
Die beiden unterlegenen europäischen Bieter, Österreichs Strabag und ein italienisch-türkisches Konsortium, beschwerten sich zwar über wettbewerbswidrige Verzerrungen durch den Staatskonzern. Sie blieben damit aber bei den kroatischen Bauherren erfolglos.
Die Chinesen betreiben auf dem Balkan mehrere Infrastrukturprojekte im Rahmen der „Neuen Seidenstraße“. Wegen der damit teils einhergehenden großen Verschuldung, wie in Montenegro, werden diese Vorhaben kritisiert. Sie gelten auch als Zeichen der weitreichenden wirtschafts- und machtpolitischen Interessen der Volksrepublik.
Immerhin haben die Chinesen die Brücke, wie versprochen, binnen drei Jahren gebaut: Beginn war Ende Juli 2018, Fertigstellung Ende Juli 2021. Zum Vergleich: Die Leverkusener Rheinbrücke ist seit Mitte 2014 für schwere Lastkraftwagen gesperrt. Der Spatenstich für den Neubau war Ende 2017, als Zeitpunkt für die Inbetriebnahme ist Ende 2023 im Gespräch.
Kroatiens Premierminister Andrej Plenkovic würdigte die Fertigstellung des aus 165 Stahlsegmenten bestehenden Brückenschlags von Komarna nach Brijesta als einen Lückenschluss mit der EU und bedeutendes Vermächtnis seiner Regierung. Reisende müssen sich aber noch etwas gedulden. Noch sind die Anschlussstrecken mit zwei Viadukten, drei Brücken und vier Tunnel nicht befahrbar. Verkehrsminister Oleg Butkovic stellte eine Eröffnung der Strecke für den Sommer nächsten Jahres in Aussicht.