Krankenkassenfinanzen laufen aus dem Ruder
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Die gesetzlichen Krankenkassen erlitten im letzten Jahr ein starkes Defizit. Bild: dpa
2021 fiel ein Rekorddefizit von mehr als 5 Milliarden Euro an- Ein Versicherungsverband fordert jetzt eine Senkung der Mehrwertsteuer für Medikamente.
Die Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems läuft aus dem Ruder. Die Einnahmen der Krankenkassen halten in der eingetrübten Konjunktur nicht mit den stark steigenden Ausgaben Schritt. Die Corona-Pandemie spielt auch eine Rolle, aber eine untergeordnete. Sie hat das Kostenwachstum zeitweilig sogar gebremst, da weniger Patienten zum Arzt, zum Zahnarzt, zur Rehabilitation oder zur Vorsorge gingen und teure Operationen verschoben wurden. Vor allem die Ausweitung der Leistungen habe die Bilanzen verhagelt, etwa für teure Medikamente, monieren die Kassen. Hinzu kam, dass die ehemalige Regierung mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Versicherungen gezwungen hatte, ihre Rücklagen zurückfahren, um Beitragserhöhungen abzuwenden.
Den vorläufigen Zahlen der Krankenkassenverbände zufolge, die der F.A.Z. vorliegen, betrug das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung im zurückliegenden Jahr fast 5,7 Milliarden Euro. Das war mehr als doppelt so viel wie 2020 mit damals 2,7 Milliarden Euro. Und es bedeutete das historisch schlechteste Ergebnis überhaupt. Der bisherige Minusrekord war in jüngster Zeit 2003 mit 3,44 Milliarden Euro angefallen. 1992 – nach der Wiedervereinigung – hatte das Minus umgerechnet mehr als 4,8 Milliarden Euro erreicht, nie aber 5 Milliarden überschritten.
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