Festivalabsagen wegen Corona : „Rock am Ring“, „Hurricane“ und Co fallen auch 2021 aus
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Ein Bild vom Hurricane aus 2015 Bild: dpa
Wegen der weiter unsicheren Lage finden die großen deutschen Festivals auch dieses Jahr nicht statt. Für kleinere Veranstaltungen pocht die Branche auf den angekündigten Ausfallfonds.
Es ist ein weiterer herber Rückschlag für die gebeutelte Konzert- und Veranstaltungsbranche, auch wenn die Nachricht kaum noch überraschend kommt: Die großen deutschen Sommerfestivals „Rock am Ring/Rock im Park“ sowie „Hurricane“ und „Southside“ werden auch dieses Jahr „aufgrund der weiterhin bestehenden unsicheren Infektionslage“ nicht stattfinden, wie der Ticketing- und Veranstaltungskonzern CTS Eventim am Mittwoch mitteilte. Auch die von Tochtergesellschaften des M-Dax-Konzerns organisierten Festivals „Deichbrand“, „SonneMondSterne“ und das Schweizer „Greenfield“ fallen aus.
Allen Ticketinhabern werde demnach „unkompliziert“ die Möglichkeit gegeben, die Festivals im kommenden Jahr zu besuchen. Eine Entscheidung bis Mitte diesen Monats war erwartet worden, da die Groß-Veranstaltungen einiges an Vorlauf benötigen. Von FKP Scorpio, dem Veranstalter von „Hurricane“ und „Southside“, hieß es weiter, mit dem 17. bis 19. Juni stehe das neue Datum der Zwillingsfestivals im niedersächsischen Scheeßel beziehungsweise in Neuhausen ob Eck (Baden-Württemberg) für 2022 schon fest. Auch das Line-up an Bands solle bald bekanntgegeben werden.
„Rock am Ring“ und das Pendant „Rock im Park“ in Nürnberg sollen 2022 vom 3. bis zum 5 Juni stattfinden. Das FKP-Festival „M'era Luna“ beispielsweise, das vom 7. bis 8. August geplant ist, ist von der aktuellen Absage indes nicht betroffen. Auch große Festivals anderer Veranstalter wie etwa das „Wacken“ (29. bis 31. Juli) sind derzeit noch nicht abgesagt oder verschoben.
Grenzen der Schnelltests
Unter anderem FKP hatte sich mit weiteren Großveranstaltern wie Live Nation, Goodlive oder auch dem Coachella-Organisator vor einigen Monaten in einer Taskforce zusammengeschlossen. Diese hatte mit Fachleuten aus der Wissenschaft ein Konzept erarbeiten sollen, mit dem die Festivals trotz der Pandemie mit annähernd normalen Kapazitäten durchgeführt werden könnten. Andernfalls wären die Veranstaltungen nicht wirtschaftlich machbar.
Das „Hurricane“-Festival etwa zieht gewöhnlich rund 70.000 Fans an. Ein Kern des Konzepts sollte unter anderem der Einsatz von Schnelltests sein. FKP-Chef Stephan Thanscheidt erklärte allerdings kürzlich im Gespräch mit der F.A.Z., für mehrtägige Festivals seien die aktuellen Testmöglichkeiten nicht anwendbar: „Dafür reicht der sichere Zeitraum des Freitestens nicht aus. Für kleinere Konzerte wäre es vielleicht machbar, dass so im Sommer Shows hoffentlich annähernd wie vor der Pandemie wieder möglich sind.“
Ende vergangener Woche hatte er sich daher auch in einer digitalen Runde auf der ILMC (International Live Music Conference) mit Blick auf große Festivals grundsätzlich pessimistisch gezeigt: „Ich sehe nicht, dass in Kontinentaleuropa 2021 Festivals stattfinden können, das ist kein Geheimnis“, sagte er laut dem Branchenmagazin „Musikwoche“.
In England hoffen Veranstalter
Die Konzertbranche pocht seit einiger Zeit auf den von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) angekündigten Ausfallfonds für Kulturveranstaltungen. Aus diesem sollen die Kosten erstattet werden, falls schon geplante Shows im kommenden Sommer auf Grund der Infektionszahlen doch abgesagt werden müssen. Dieser sei unter anderem nötig, da es keine Versicherungen mehr gebe, über die zumindest Großveranstalter 2020 verfügt hatten. Auch zusätzliche Kosten für Hygienemaßnahmen sollen übernommen werden können.
Schon im vergangenen Sommer hatte es verschiedene kleinere Konzert-Formate gegeben. Auf Grund der zusätzlichen Ausgaben für Hygienemaßnahmen und der stark verringerten Ticket-Kapazität waren diese aber nur selten wirtschaftlich zu gestalten, hieß es vielfach aus der Branche. Aufgrund der weiter unklaren Perspektive ist auch die Sorge groß, dass viele Solo-Selbständige wie zum Beispiel Tour-Manager oder Techniker sich in Folge der Krise notgedrungen andere Jobs gesucht haben und nicht mehr oder nur noch begrenzt zur Verfügung stehen, wenn der Tour-Zirkus wieder anläuft.
Als eines der ersten großen Musik-Festivals war das legendäre britische „Glastonbury“ schon im Januar abgesagt worden. Nach der Ankündigung von Premier Boris Johnson, wonach am 21. Juni alle Kontaktbeschränkungen wegfallen sollen, wächst in England jedoch die Hoffnung einiger Veranstalter, Festivals im Sommer doch durchführen zu können. Viele Branchenvertreter drängen nun aber erst recht auf eine staatliche Absicherung, analog zum in Deutschland geplanten Fonds, falls Veranstaltungen im Juli oder August aufgrund der Infektionslage ausfallen müssen.