Es ist Dienstag, kurz nach drei, als María Ramón in die Calle San Augustín hinaustritt, in einen spätsommerlichen Nachmittag, einen wie so viele an der Südspitze Spaniens: Die Sonne scheint ihr metallenes Licht, Menschen sitzen im Schatten, Touristen und Rentner vor allem. Die meisten Geschäfte machen erst wieder gegen sechs Uhr auf. Laue Ruhe. María aber ist angespannt. Das ist ihr anzusehen, zugeben würde sie es nicht.
María ist 27 Jahre alt, selbstbewusst. Ihre rotblonden Haare sind glattgekämmt, sie trägt eine Seidenbluse, eine roséfarbene Hose und hochhackige Schuhe, nicht ganz einfach auf dem groben Pflaster der Altstadt von Jerez de la Frontera. Unterhalb der Kathedrale setzt sich María in einen kleinen Park. Um vier Uhr hat sie ein Bewerbungsgespräch, das im Vier-Sterne-Hotel „Bellas Artes“ gegenüber stattfinden soll. Es ist das erste seit sechs Monaten.
Nirgendwo in der Europäischen Union ist die Arbeitslosigkeit höher als in Andalusien. Jeder Dritte ist betroffen. Und in Jerez de la Frontera, der fünftgrößten Stadt der Region, sind es sogar fast 40 Prozent. 32.992 Menschen suchen Arbeit. Viele von ihnen sind Jugendliche und junge Erwachsene.