Schuldenkrise : Soros fordert Eurobonds - auch ohne Deutschland
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George Soros in Frankfurt Bild: Röth, Frank
Im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise sollte Deutschland nach Überzeugung des amerikanischen Starinvestor George Soros den Widerstand gegen Eurobonds aufgeben - oder aus der Währungsunion austreten.
Der amerikanische Großinvestor und Hedgefondsmanager George Soros hält Eurobonds für die einzige Möglichkeit die europäische Staatsschuldenkrise zu lösen. Notfalls müssten sie auch ohne Deutschland eingeführt werden, dass sich bisher dagegen ausgesprochen habe, sagte Soros am Dienstag auf einer Veranstaltung der Goethe-Universität in Frankfurt. Zuvor hatte er die Eurokrise als Albtraum bezeichnet und gewarnt, diese könnte die Europäische Union (EU) zerstören und Europa in einem schlimmeren Zustand als vor seiner Gründung hinterlassen.
Nach Meinung von Soros, der in den neunziger Jahren der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, als er 1992 zunächst gegen das Britische Pfund und ein Jahr später gegen die Deutsche Mark wettete, müsse Deutschland daher endlich die Führung in Europa einnehmen und das Richtige tun. „Deutschland sitzt im Fahrersitz, ob es will oder nicht.“ Dabei betonte Soros, dass er Deutschland nicht die Schuld an der Krise gebe. Dennoch betreibe Bundeskanzlerin Angela Merkel die falsche Politik. „Austerität funktioniert hier nicht“, sagte Soros. Man könne nicht die Schulden mit einer Verringerung des Haushaltsdefizits senken.
Eurobonds, also die Vergemeinschaftung der Schulden in der Eurozone, ließen die Gefahr einer Staatspleite sofort verschwinden, ist die Meinung von Soros. „Damit lösen sich die meisten scheinbar unlösbaren Probleme in Luft auf.“ Die Zinsen der Krisenländer gingen zurück, die Bilanzen der Banken erholten sich und Staatshaushalte wandelten sich ebenfalls zum Positiven. Das Problem der unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum wäre dadurch jedoch nicht gelöst, räumte Soros ein. Strukturelle Reformen wären weiterhin notwendig, aber leichter umzusetzen.
Die deutsche Furcht, dass der Spareifer der Schuldenstaaten erlahmen könnte, sei unbegründet. Schließlich dürfe jedes Euroland im Rahmen des Fiskalpakts nur einen Teil seines Finanzbedarfs mit Hilfe von Eurobonds decken. „Wenn ein Mitglied zusätzliche Schulden macht, muss es dieses Geld mit eigenen Anleihen aufnehmen“, sagte Soros. Die dann zu erwartenden deutlichen Zinsaufschläge seien ein starker Anreiz zur Sparsamkeit. Die indirekten Vorteile durch eine ökonomische Erholung der Krisenländer und damit verbunden eine höhere Nachfrage, wögen die Nachteile, höhere Zinsen für Bundesanleihen, auf. Sollte Deutschland sich nicht dazu entschließen können, Eurobonds zu unterstützen, sollten die übrigen Euroländern, gemeinsame Schulden aufnehmen. Eurobonds führen laut Soros dazu, „dass Europa aus dem Albtraum aufwacht“.