Lage der Weltwirtschaft : IWF warnt vor starkem Dollar und Chinas Kreditwachstum
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Ein Wanderarbeiter auf einer Baustelle in Peking. Bild: dpa
Die Weltwirtschaft nimmt langsam Fahrt auf. Aber mit dem Wachstum werden auch die Gefahren größer.
Die Weltwirtschaft nimmt an Fahrt auf. Sie wächst nach Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 3,5 in diesem und 3,6 Prozent im kommenden Jahr. Im Vorjahr hatte die Wachstumsrate nur 3,1 Prozent betragen. Das geht aus dem Ausblick des Währungsfonds hervor, der traditionsgemäß zum Auftakt der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank vorgelegt wird. Im Rahmen der am Donnerstag beginnenden dreitägigen Frühjahrstagung kommen auch die Notenbankgouverneure und Finanzminister der G20-Länder in Washington zusammen.
Die Grundstimmung hat sich verbessert. Doch Maurice Obstfeld, Chefvolkswirt des Währungsfonds, warnt vor wachsenden Risiken: Eine überraschend starke Aufwertung des Dollars und ein rapides Kreditwachstum in China identifizierte Obstfeld als größte makroökonomische Risiken. Dazu gesellen sich Risiken der politischen Sphäre: Obstfeld fürchtet wachsenden Protektionismus und Abkehr von multilateralen Arrangements, die allen Ländern schaden würde.
Die Weltwirtschaft wächst sogar einen Hauch schneller, als im Herbst 2016 vom Währungsfonds vorhergesagt worden war. Gute Nachrichten steuern Deutschland, Spanien und Großbritannien bei, dazu China, Japan und die Vereinigten Staaten. In Amerika zeigen vor allem Unternehmen Zuversicht, die sich in mehr Investitionen ausdrückt. Das Vereinigte Königreich zeigte robustere Ausgaben, als nach der Brexit-Entscheidung im Juni 2016 vermutet. Japan überraschte mit starken Exporten, Deutschland und Spanien mit einer starken Binnennachfrage. In China wird das Wachstum weiterhin mit großzügiger Kreditvergabe stimuliert. Länder, die sich auf Rohstoffexporte spezialisiert haben, profitieren von steigenden Preisen. Sowohl wachsende industrielle Fertigung als stärkere Handelsaktivitäten haben zum beschleunigten Wachstum beigetragen. Schlechtere Aussichten attestierte der Fonds Ländern südlich der Sahara und im Mittleren Osten. Einige arme Länder sind in der Folge von zivilen Unruhen und schwierigen Wetterbedingungen von Hungersnöten bedroht.
Eine neue Risikoklasse für die Weltwirtschaft
Zwei große Länder sorgen nicht nur für Schwung in der Weltwirtschaft, sondern auch für wachsende Risiken. In den Vereinigten Staaten hat die Notenbank Federal Reserve die Normalisierung der Geldpolitik eingeleitet und schickt sich an, sich von ihren gewaltigen Anleihebeständen zu lösen. Neben den zu erwartenden Leitzinssteigerungen deuten die Zeichen darauf hin, dass die amerikanische Fiskalpolitik zunehmend expansiv sein wird in den kommenden Jahren. Die Entwicklung könnte in Inflation münden und Leitzins-Steigerungen in schnellerer Folge als erwartet. Die Folge wäre eine Aufwertung des Dollars, was Länder in Probleme bringen könnte, die ihre Währung an den Dollar gekoppelt haben. Getroffen werden könnten auch Unternehmen, die sich in Dollar verschuldet haben, Umsätze aber in einer heimischen Währung erzielen.
Das zweite Risikoland ist China. Das Land zeigt sich nach der Analyse des Währungsfonds auf gutem Weg hin zum Ziel einer stärker von Binnennachfrage getragenen Volkswirtschaft. Zugleich wird das Wachstum vor allem von heimischen Krediten finanziert. Das Kreditvolumen ist rapide gewachsen in eine Größenordnung hinein, die im schlimmsten Fall die Finanzstabilität gefährden könnte, warnt der Fonds.
Neben den konjunkturellen Risiken sieht der Währungsfonds eine neue Risikoklasse für die Weltwirtschaft: Wachsender Widerstand in vielen Ländern gegen die internationale Integration der Volkswirtschaften. Globale Vereinbarungen über Handelsarrangements würden ebenso in Zweifel gezogen wie regionale Kooperationen wie die Eurozone oder internationale Standards zur Finanzregulierung. Mit einem weitflächigen Rückzug aus internationalen Arrangements oder wachsendem Protektionismus würden sich die Länder selbst verletzen.
Der Währungsfonds fordert von den Ländern ein neues Bekenntnis zum internationalen Handel, das ergänzt wird durch nationale Initiativen, die Arbeitnehmern besser helfen, den Strukturwandel zu bestehen. Handel sei ein Wachstumsmotor, habe eindrucksvolle Einkommensgewinne erzeugt und die Armut auf der ganzen Welt verringert, vor allem aber in armen Ländern. Die Früchte des Handels seien aber nicht gleichmäßig verteilt worden. Die politische Unterstützung für den Handel würde weiter erodieren, wenn nicht die Regierungen begännen, in ihre Arbeitnehmer zu investieren.