IWF-Chefin Lagarde : Schwellenländer sollen Europa beistehen
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IWF-Chefin Christine Lagarde widersprach Vermutungen, dem IWF könne in der europäischen Schuldenkrise das Geld ausgehen Bild: REUTERS
Christine Lagarde ermutigt die großen Schwellenländer zum Kauf von Staatsanleihen aus den europäischen Krisenländern. Außerdem erneuert sie ihre Forderung nach einer Rekapitalisierung europäischer Banken.
Die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, hat große Schwellenländer ermutigt, bei eventuellen Kapitalanlagen in Europa auch Anleihen von Krisenländern zu kaufen. „Wenn es eine Art gemeinsame Strategie gibt, hoffe ich, dass diese breit angelegt ist und nicht nur strikt auf Investments begrenzt ist, die sicherer sind als andere“, sagte Lagarde in einem Interview mit Journalisten. Der Kauf von Anleihen in starken Ländern wie Deutschland oder dem Vereinigten Königreich setze keine große Entbehrung voraus, sagte Lagarde.

Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.
Brasiliens Finanzminister Guido Mantega hatte angeregt, dass sich die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) bei einem Treffen in Washington am 22. September auf ein gemeinsames Vorgehen zur Unterstützung des Euroraums einigen sollten. „Wir werden diskutieren, was wir tun können, um der Europäischen Union aus dieser Situation herauszuhelfen“, sagte Mantega am Dienstagabend. Die Schwellenländer wollten über Hilfen sprechen, um die Schuldenkrise in Griechenland zu lindern. Allerdings herrscht unter ihnen darüber keineswegs Einigkeit. Russland und China haben nach Angaben der Regierung in Athen bislang kaum Interesse am Kauf griechischer Schuldtitel gezeigt. Südafrikas Finanzminister Pravin Gordhan sagte, sein Land besitze nicht die finanzielle Stärke größerer Staaten. „Gegen die sind wir Micky Maus“, sagte er mit Blick auf die großen chinesischen Devisenreserven.
Scharfe Kritik aus Europa
Christine Lagarde widersprach unterdessen Vermutungen, dem IWF könne in der europäischen Schuldenkrise das Geld ausgehen. Der IWF habe mit fast 400 Milliarden Dollar derzeit ein „ganz solides Finanzkissen, um in jeder Form nötige Hilfe zu geben“, sagte sie. Rund 330 Milliarden Dollar davon stammen aus einer aktivierten Kreditlinie von 39 Ländern, die der IWF Ende September verlängern möchte. Lagarde drängt die Mitgliedstaaten zudem, die bis Ende 2012 vereinbarte Quotenerhöhung schnell zu leisten.
Die IWF-Chefin erneuerte ihre Forderung nach einer Rekapitalisierung europäischer Banken. Der IWF wird in der kommenden Woche einen Bericht mit seinen Berechnungen zum Kapitalbedarf vorstellen. Nach scharfer Kritik aus Europa an der Forderung hatte Lagarde in den vergangenen Tagen den Eindruck erweckt, der IWF rudere ein wenig zurück. „Ich ziehe nicht zurück“, sagte sie am Dienstag.
Lagarde argumentierte, Europas Banken bräuchten mehr Kapital, damit sie mehr Kredite vergeben und so Arbeitsplätze geschaffen würden. Die neuen Regulierungen für Banken sollten aber nicht temporär gelockert werden, um in der sich abschwächenden Wirtschaft den Kreditfluss zu stärken. Der Internationale Bankenverband IIF hatte erst vergangene Woche gefordert, neue Regulierungen vorsichtiger einzuführen und die Kosten stärker zu berücksichtigen. Nach Berechnungen des IIF kosten die neuen Regulierungen und Eigenkapitalvorschriften den Euroraum bis 2015 rund 3 Prozent Wirtschaftsleistung.