Preise steigen langsamer : Inflation auf tiefstem Stand seit fast zwei Jahren
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Die Inflationsrate in Deutschland ist im September so niedrig wie zuletzt im Februar 2018. Das macht sich vor allem für die Verbraucher bemerkbar. Bild: dpa
Für viele Analysten kommt es überraschend: Die Inflationsrate beträgt im September nur noch 1,2 Prozent. Verbraucher dürften es begrüßen – und wer mehr Geld im Portemonnaie hat, kauft auch mehr.
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im September so langsam gestiegen wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate sank auf 1,2 Prozent nach 1,4 Prozent im August, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2018. Analysten und Ökonomen äußerten sich überrascht über das Ausmaß des Rückgangs. Viele hatten mit 1,3 Prozent gerechnet, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters ergeben hatte.
Ursache ist vor allem ein Rückgang der Energiepreise. Der Ölpreis war im August auf den Weltmärkten gefallen, weil ein Nachlassen der Weltkonjunktur und damit eine geringere Ölnachfrage befürchtet worden war. Das Ölkartell Opec hatte sich nicht zu einer weiteren Kürzung der Fördermengen durchringen können. Daraufhin hatte beispielsweise Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, in der F.A.Z. schon ein Absinken der Inflation in Aussicht gestellt.
Erfreulich für Verbraucher
Im Laufe des Septembers hatte es dann nach den Drohnen-Anschlägen in Saudi-Arabien eine Umkehr der Ölpreisentwicklung gegeben, die allerdings nicht sofort an den Tankstellen weitergegeben wurde. Erst nach und nach stiegen auch die Benzinpreise etwas, wenn auch nicht sehr. In den Zahlen zu den Verbraucherpreisen in Deutschland für September jedenfalls findet sich die Energie eindeutig als bremsender Faktor, dort sieht man kaum Spuren von der Entwicklung am Golf. Energie verbilligte sich demnach im September um 1,1 Prozent. Nahrungsmittel kosteten hingegen 1,3 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,8 Prozent, darunter Mieten um 1,4 Prozent.
Am Dienstag sollen die entsprechenden Werte für die Eurozone insgesamt vorgestellt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Eurozone mittelfristig einen Wert für die Inflation von unter, aber nahe zwei Prozent an. Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen allerdings damit, dass die Inflationsrate bis 2021 im Jahresschnitt jeweils klar unter der Zwei-Prozent-Marke verharren wird.
Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft sind das gute Nachrichten, stärkt das doch die Kaufkraft der Verbraucher und dämpft die von außen kommenden Risiken wie Brexit und Handelsstreit. „Die sinkenden Preissteigerungsraten sind erfreulich für Verbraucher und betrüblich für alle Freunde höherer Zinsen“, meinte KfW-Ökonom Sebastian Wanke. „Perspektivisch ist bei der mauen Konjunktur in Deutschland eine noch niedrigere Inflation angelegt.“