Sorgenkind Industrie : Schlechtere Aussichten am Arbeitsmarkt
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In der Industrie gibt es weniger Neueinstellungen. Bild: dpa
Die Unternehmen wollen weniger neue Mitarbeiter einstellen. Deshalb dürfte die Arbeitslosigkeit zunehmen, erste Indikatoren weisen darauf hin.
Die sich abkühlende Konjunktur hat auf dem Arbeitsmarkt erste Spuren hinterlassen und dürfte sich in den kommenden Monaten weiter bemerkbar machen. Das zeigen Frühindikatoren des Münchener Ifo-Instituts sowie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurden. Die Aussichten für die weitere Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung haben sich demnach verschlechtert.
Als Sorgenkind gilt insbesondere die Industrie. Hier hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt, die Auftragseingänge sind rückläufig. Wie aus dem Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts hervorgeht, ist im verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Unternehmen, die in den nächsten drei Monaten Personal abbauen wollen, größer als die jener Betriebe, die neue Mitarbeiter suchen – und das den fünften Monat in Folge.
Im Handel halten sich Entlassungen und Neueinstellungen in etwa die Waage, im Bauhauptgewerbe und im Dienstleistungssektor sind weiter Neueinstellungen geplant. Für den Indikator werden jeden Monat rund 9000 Unternehmen befragt.
Arbeitslosigkeit dürfte steigen
Trotzdem dürfte die Beschäftigung in den kommenden Monaten weiter steigen, wenn auch nicht mehr ganz so stark, zeigt die monatliche Umfrage des IAB unter den lokalen Arbeitsagenturen. Die Ankündigungen großer Unternehmen wie Volkswagen, Bayer oder Thyssen-Krupp, Tausende Stellen abzubauen, seien „nicht repräsentativ für den Arbeitsmarkt“, sagte Forschungsbereichsleiter Enzo Weber. Die Entlassungsquote sei seit der Wiedervereinigung noch nie so niedrig gewesen wie heute.
Die Arbeitsagenturen rechnen allerdings damit, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten – um jahreszeitliche Effekte bereinigt – steigen wird. „Der Arbeitsmarkt bleibt auf Kurs, aber ganz spurlos wird der Konjunkturabschwung auch an ihm nicht vorbeigehen“, sagte Weber.
Weniger Mitarbeiter gesucht
Auch das Stellenbarometer der Bundesagentur für Arbeit sank im Juli im Vergleich zum Vormonat um 4 auf 243 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Jahren, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte. „Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern befindet sich damit auf hohem Niveau, wird aber merklich schwächer“, hieß es von der Behörde.
In den Branchen, die stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen, wie Verkehr und Logistik, Verarbeitendes Gewerbe, Handel und Zeitarbeit, seien die Stellenmeldungen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. „In den konjunkturunabhängigen Bereichen, wie der Öffentlichen Verwaltung, dem Bereich Erziehung und Unterricht sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen, steigt die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern weiterhin“, so die Bundesagentur.