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Ifo-Geschäftsklima : Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich ein

Container werden im Jade-Weser-Port verladen. Bild: dpa

Die deutsche Industrie beurteilt ihre Lage weiter schlecht, und erstmals greift auch im Dienstleistungssektor Pessimismus um sich. Wie passt das zusammen mit dem guten Wachstum im ersten Quartal?

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          Trotz solider Wachstumszahlen trübt sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter ein. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts fiel im Mai von 99,2 auf 97,9 Punkte, teilten die Münchener Ökonomen an diesem Donnerstag mit.

          Niklas Záboji
          Wirtschaftskorrespondent in Paris

          Das ist ein deutlicherer Rückgang als im Vorfeld erwartet worden war. Der Index basiert auf der Befragung von 9000 Managern aller Branchen.

          Abermals besonders schlecht wird die Geschäftslage in der Industrie bewertet, sodass sich die Talfahrt im verarbeitenden Gewerbe weiter fortsetzt. Doch erstmals greift auch im Dienstleistungssektor Pessimismus um sich.    

          „Die Zahlen zeigen, dass es der deutschen Konjunktur weiterhin an Schwung fehlt“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser gegenüber FAZ.NET. Anzeichen für eine Beschleunigung in den nächsten Monaten seien nicht erkennbar.

          Auch wenn man nicht eine Rezession aufziehen sehen sollte, sei klar, dass der Wachstumszenit überschritten sei und sich die deutsche Wirtschaft im Abschwung befinde. Dass zumindest die Zukunftsaussichten in der Industrie etwas besser eingestuft wurden, sei ein Hoffnungsschimmer, liege aber zuvorderst an der Chemiebranche, so Wollmershäuser. Dort sei die Stimmung besser als in anderen Industriezweigen.

          Das vom Statistischen Bundesamt bestätigte Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent im ersten Quartal mag auf den ersten Blick nicht so recht passen zu dem verschlechtern Geschäftsklima. Im dritten Quartal 2018 hatte es noch minus 0,2, im vierten Quartal null Prozent betragen. Neben dem starken Baugewerbe wegen der ungewöhnlich milden Witterung spielten in den ersten drei Monaten dieses Jahres allerdings Sondereffekte eine Rolle, meinen Ökonomen.

          So hatte die Autoindustrie im zweiten Halbjahr 2018 Probleme mit dem neuen Zertifizierungsverfahren WLTP und konnte produzierte Fahrzeuge nicht verkaufen. Das wurde zu Jahresbeginn dann verstärkt nachgeholt. Doch auch der Außenhandel entwickelte sich unerwartet stark, ganz besonders aber der Konsum. Er wuchs im ersten Quartal um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Aus Sicht von Ifo-Volkswirt Wollmershäuser sei das „gigantisch“ und würde aufs Jahr hochgerechnet 5 Prozent ergeben.

          Doch gilt als unwahrscheinlich, dass das Wachstum auch im laufenden zweiten Quartal ähnlich hoch ausfallen wird. Das liegt unter anderem an der jüngsten Zuspitzung im Handelskonflikt. „Die politische Unsicherheit bleibt insgesamt hoch. Sie belastet die globale Investitionsbereitschaft und damit auch einen bedeutenden Teil der deutschen Unternehmen“, sagt Philipp Scheuermeyer, Konjunkturfachmann bei der KfW-Bank. Dass die amerikanische Regierung vorerst keine Sonderzölle für Automobile aus der EU verhängt, werde daran nichts ändern, meint er. „Denn es gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

          Auch die Bundesregierung bleibt in ihren Aussichten gedämpft. „Nach wie vor gibt es einen Gegensatz zwischen einer Schwäche in der Industrie einerseits und einer starken Binnennachfrage andererseits“, teilte das Wirtschaftsministerium vor wenigen Tagen mit. Sie rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. Die führenden Forschungsinstitute sind in ihrer Gemeinschaftsdiagnose mit 0,8 Prozent eine Spur optimistischer – allerdings unter der Voraussetzung, dass der Handelsstreit nicht weiter eskaliert. 

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