Target-Salden steigen : Griechen bringen ihr Geld aus dem Land
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Eine griechische Euromünze: Aus Griechenland wird Kapital abgezogen. Bild: dpa
Griechische Vermögende und ausländische Investoren ziehen offenbar massiv Kapital aus Griechenland ab. Darauf deutet ein starker Anstieg der Target-Salden hin.
Die Forderungen der Bundesbank aus dem Zahlungsverkehrssystem Target-2 gegen die Europäische Zentralbank haben im Januar deutlich zugenommen. Sie sind um 54 Milliarden Euro auf 515 Milliarden Euro angestiegen, wie neue Daten der Bundesbank zeigen. Dies sei einer der größten Anstiege seit Ausbruch der Finanz- und Eurokrise, erklärte der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.
Umgekehrt ist das negative Target-Saldo der griechischen Zentralbank schon im Dezember von 42 auf 49 Milliarden Euro gestiegen. Vor Beginn der Finanz- und Schuldenkrise lagen die Target-Salden noch nahe der Nulllinie, auf dem Höhepunkt der Euro-Krise lagen die griechischen Target-Schulden dann aber auch schon deutlich über 100 Milliarden Euro.
Sinn wertet den derzeitigen Anstieg als Anzeichen für eine massive Kapitalflucht aus Griechenland. „Ausländische Investoren und griechische Vermögensbesitzer dürften ihr Kapital aufgrund der mit dem Wahlausgang gestiegenen Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands und den Verbleib des Landes in der Währungsunion ins sichere Ausland gebracht haben“, heißt es in einer Mitteilung des Forschungsinstituts.
Der Münchener Ökonom kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Europäische Zentralbank der griechischen Notenbank einen großen Spielraum für Notfallkredite an griechische Geschäftsbanken eingeräumt hat. „Ohne diese Liquidität fände die Kapitalflucht rasch ihre Grenze durch die Insolvenz der Banken“, sagt Sinn. Frisch gedrucktes Geld werde über das Zahlungsverkehrssystem „Target“ des Europäischen Zentralbankensystems unter anderem an deutsche Kreditinstitute überwiesen, wodurch die Target-Forderungen der Deutschen Bundesbank ansteigen.
„Die Hilfen der EZB dienen also dazu, den Vermögenseigentümern Griechenlands und ausländischen Anlegern die Flucht zu erlauben. Der Sachverhalt ist einer Konkursverschleppung im Privatrecht ähnlich“, ergänzt Sinn. Er plädiert dafür, dies sofort hart zu begrenzen, da es „nicht Aufgabe der Steuerzahler Europas sein kann, griechischen und ausländischen Kapitalanlegern die Flucht zu ermöglichen“, heißt es in der Mitteilung.