Schuldenkrise : So teuer ist die Euro-Rettung in Griechenland
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Aktuell kämpft Athen mit der Rückzahlung von Krediten und Anleihen, die auslaufen. Neben Tilgungen an den Internationalen Währungsfonds muss Athen weitere Zahlungen sicherstellen, um nicht offiziell als zahlungsunfähig zu gelten. Im Juli muss Athen eine große Anleihe im Besitz der EZB tilgen. Es geht um mehr als 3 Milliarden Euro. Das dürfte Athen nur schaffen, wenn es vorher neue Hilfskredite der Europäer erhielte. Eine spannende Frage ist, was passiert, wenn Griechenland seinen Verpflichtungen gegenüber dem Internationalen Währungsfonds nicht mehr nachkommen sollte. In dem Fall dürfte die KfW ihre Kredite wohl komplett abschreiben. Das muss aber nicht sofort auf den Bundeshaushalt durchschlagen, aber selbst wenn die Haftungszusage des Bundes nur gestreckt eingefordert wird, belastet das den Etat des Bundes über die Jahre. Von 2023 an kämen dann EFSF-Ausfälle hinzu.
Wie teuer könnte eine Griechen-Pleite für die Euro-Retter noch werden?
Bundesfinanzminister Schäuble betont, dass die Hilfen deutscherseits größtenteils aus Haftungszusagen für Kredite bestehen. Was aber ist, wenn Griechenland zahlungsunfähig wird und die Haftungsrisiken schlagend werden? Dann kann es für Deutschland richtig teuer werden, weil es den Löwenanteil der Haftungszusagen gemacht hat, beim Hilfspaket der Euroländer über den EFSF über fast 142 Milliarden Euro gut 27 Prozent. Auch von den bilateralen Krediten der EU-Länder an Athen über 52,9 Milliarden Euro geht rund ein Viertel auf den deutschen Staat. Hinzu kommen 35,4 Milliarden Euro vom IWF. Die EZB hält aus dem ersten Staatsanleihekaufprogramm noch einen Bestand von etwas weniger als 30 Milliarden Euro. Der deutsche Anteil an den Hilfsprogrammen beträgt insgesamt rund 60 Milliarden Euro. Nimmt man die ausstehenden Anleihen im EZB-Besitz hinzu, stehen für Deutschland etwa 65 Milliarden Euro auf dem Spiel.
Falls Griechenland zahlungsunfähig würde, drohen Deutschland und den anderen öffentlichen Gläubigern hohe Verluste. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat diese auf 40 bis 50 Milliarden Euro geschätzt. Deutschland könnte sich das leisten, findet Fratzscher. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, ist überzeugt davon, dass alle europäischen Rettungsmaßnahmen für Griechenland deren Insolvenz nicht werden aufhalten können. „Griechenland ist pleite. Das Geld kommt nie zurück, das können wir abschreiben“, sagt er. „Deutschland hat einen Maximalverlust von 85 Milliarden Euro. Wenn wir ein Rettungspaket nach dem anderen machen, kostet es immer mehr Geld“, meint Sinn.
Er rechnet dabei zu den potentiellen Verlusten auf abzuschreibende Hilfskredite auch noch die ausstehenden sogenannten Target-Verbindlichkeiten der griechischen Zentralbank hinzu. Target ist das grenzüberschreitende Zahlungsverkehrssystem der Zentralbanken. Hier haben sich große Ungleichgewichte aufgebaut, zum Teil durch Leistungsbilanzdefizite, zum Teil durch Kapitalflucht aus den Krisenländern. Griechenlands Target-Verbindlichkeiten haben in den letzten Monaten seit der Zunahme der Unsicherheit durch den absehbaren Syriza-Wahlsieg sprunghaft zugenommen. Ende vergangenen Jahres lag der Target-Wert noch bei minus 49 Milliarden Euro, inzwischen ist er nach den jüngsten verfügbaren Daten im Februar auf minus 91 Milliarden Euro geschnellt. Im Fall eines Grexits, also eines griechischen Ausscheidens aus dem Währungsraum, wäre fraglich, ob die Target-Forderungen noch einholbar wären.
Mit den Target-Salden verknüpft sind auch die Ela-Notkredite der Athener Notenbank für die klammen griechischen Geschäftsbanken. Inzwischen hat der EZB-Rat das maximale Volumen für Ela-Kredite auf über 75 Milliarden Euro ausgeweitet. Die Banken erhalten so Zentralbankgeld gegen Hinterlegung von Sicherheiten, deren Qualität aber im EZB-Rat kritisch gesehen wird. Einen Teil des so geschaffenen Zentralbankgeldes haben verunsicherte Bankkunden sofort auf Auslandskonten in Sicherheit gebracht. Dadurch stiegen die negativen Target-Salden Griechenlands. Die griechischen Bankkunden erwerben damit im Ausland Forderungen, der Bundesbank bleibt im schlechtesten Fall nur eine wertlose Target-Forderung gegen die Bank of Greece.