Griechenland-Rettung : Bundesregierung fürchtet neue Milliarden-Kosten
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Sind sich in Griechenland nicht einig: IWF-Chefin Lagarde und Wolfgang Schäuble Bild: Reuters
Griechenland drängt auf Schuldenerleichterungen. Schäubles Ministerium hat durchgerechnet, was neue Zinsstundungen kosten könnten – und kommt auf einen hohen Milliarden-Betrag.
Die Bundesregierung befürchtet bei der Griechenland-Rettung in einem ungünstigen Szenario einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf in dreistelliger Milliardenhöhe. Dies würde sich ergeben, wenn sich Athen und der Internationale Währungsfonds (IWF) in den Verhandlungen mit den Geberländern durchsetzen sollten, berichtet „Die Welt“ unter Berufung auf ein Papier des Bundesfinanzministeriums, das dem Blatt vorliegt.
Denkbar sei ein Szenario mit weniger Reformen und geringerem Primärüberschuss sowie anderen makroökonomischen Annahmen, hieß es in dem Bericht. Dies würde „faktisch ein neues, ein viertes Programm darstellende Schuldenmaßnahmen erfordern, um den Bruttofinanzbedarf bis zum Jahr 2060 auf ein tragfähiges Niveau zu begrenzen.“
Griechenland will weniger Schuldentilgung
Vor allem die Forderungen nach jahrzehntelanger Stundung der Zinszahlungen kämen die europäischen Geldgeber unter Umständen teuer zu stehen. Insgesamt würde das Volumen der zu stundenden Zinszahlungen bis 2040 auf Basis der jetzt ausstehenden Kredite aus den bestehenden Rettungspaketen „in der Größenordnung von rund 120 Milliarden Euro liegen“, heißt es. Zinseszinsen sind in der Kalkulation nicht enthalten.
In dem Papier wird außerdem darauf verwiesen, dass der IWF in seinen bisherigen Analysen der Schuldentragfähigkeit einen Primärüberschuss von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zugrunde gelegt habe. Griechenland aber habe mit der Eurozone ein Haushaltsplus vor Schuldentilgung von 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für das Jahr 2018 und darüber hinaus vereinbart.
Inzwischen versucht Athen, diese Ziele zu senken - lange Zeit sogar mit Unterstützung des IWF. Deutschland und andere Europäer aber wehren sich gegen das Vorgehen. Sie fürchten den zusätzlichen Finanzierungsbedarf, der sich ergeben würde, wenn man diesen Forderungen nachgäbe. Stattdessen suchen die Euro-Geldgeber nun gemeinsam mit dem IWF nach weiteren Reformmaßnahmen.