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Griechenland : „Ausländer kommen praktisch an keine Insel“

St. Athanisios im Golf von Korinth, unweit von Delphi: Kiefern und Olivenbäume säumen das knapp 11.000 Quadratmeter große Eiland. 1,6 Millionen Euro sollte ein Käufer mitbringen. Die Kosten für eine neue Inselvilla kommen noch obendrauf. Bild: Vladi Private Islands

Können Privatleute in Griechenland jetzt eigentlich billig eine Insel kaufen, wie es manchmal heißt? Thiemo Heeg hat mit einem Inselmakler gesprochen. Der hat selbst sechs griechische Inseln im Angebot, rät aber anderswo zum Kauf.

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          I bin reif, reif, reif, reif für die Insel. I bin reif, reif, reif, überreif. Und i frag mi, warum i no do bin, fürs Aussteign bin i scheinbar zu feig. Und i wunder mi, warum i no do bin, fürs Aussteign bin i scheinbar zu feig. (Peter Cornelius, 1981)

          Thiemo Heeg
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Herr Vladi, Griechenland ist quasi pleite. Können Privatleute dort jetzt billig Inseln kaufen?

          Diese Frage stellt sich eigentlich nicht. Die Griechen stellen so hohe bürokratische Hürden auf, dass Ausländer praktisch an keine Insel kommen. Wer eine Insel will, braucht an die 30 Genehmigungen. Vom Verteidigungsministerium, vom Landwirtschaftsministerium, vom Forstamt, von der Gemeinde. Nach der achten Genehmigung geben die meisten Interessenten entnervt auf.

          Sie haben aber sechs griechische Inseln im Angebot.

          Das sind Sonderfälle. Die Eigentümer kennen wir gut, und Griechen selbst dürfen auch ohne Genehmigungen kaufen. Es könnte sein, dass manchen Auslandsgriechen das Heimweh plagt.

          Die Trinity-Insel ist nicht weit von Athen entfernt. Mit dem Helikopter sei die griechische Hauptstadt in 10 Minuten erreichbar, heißt es im Exposé: Die Insel habe auch hohes Promi-Potential: Hier sollen schon die Beatles zu Gast gewesen sein. Preis auf Anfrage. Bilderstrecke
          Die Trinity-Insel ist nicht weit von Athen entfernt. Mit dem Helikopter sei die griechische Hauptstadt in 10 Minuten erreichbar, heißt es im Exposé: Die Insel habe auch hohes Promi-Potential: Hier sollen schon die Beatles zu Gast gewesen sein. Preis auf Anfrage. :

          Allen anderen raten Sie von Käufen dort ab?

          Solange in Athen kein Umdenken stattfindet, ja. Anderswo ist es deutlich einfacher, etwa in Kanada, Polynesien oder Skandinavien.

          Was treibt Ihre Kunden eigentlich auf die Insel?

          Es ist die Freiheit, in die Abgeschiedenheit flüchten und aus ihr zurückkehren zu können. Sie haben nur die Natur, sie sind von der Zivilisation abgekoppelt. Darum wird auch die Insel sehr schnell zur Apotheke für die Seele. Sie gehen mit der Sonne schlafen und stehen mit ihr wieder auf. Sie werden nicht gezwungen, bis nachts um ein Uhr in Bars abzuhängen. Das ist es, weswegen die Kunden Inseln lieben.

          Das klingt alles sehr schön. Vielleicht zu schön? Machen sich einige nicht Illusionen über das Inselleben?

          Es geht ja nur um eine Urlaubszeit. Maximal einen Monat, mehr Urlaub haben ja nur die wenigsten. Deswegen sind die Inseln, die wir verkaufen, auch immer in der Nähe der Küste, der Zivilisation, höchstens einen Kilometer vom Festland entfernt, damit man auch mit dem Kanu noch hinfahren kann und das Handy noch funktioniert. In 90 Minuten muss man ein Krankenhaus erreichen können. Eine Insel ist also nicht, wie man es sich vielleicht vorstellt, mitten im Ozean und ganz weit weg.

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          Gibt es Kunden, die mit falschen Vorstellungen zu Ihnen kommen?

          Ja. Das beste Beispiel: Die Leute wollen ein Paradies, ohne dass es regnet. Aber wie soll eine schöne Vegetation wachsen ohne Regen? Dann begreifen die Leute, dass man Kompromisse machen muss. Ich rate den Kunden, erst einmal zu mieten, damit sie das soziale und das natürliche Umfeld kennenlernen und gut finden. Von zehn Leuten sagen acht nein zu einer Insel, und zwei kaufen.

          Und diese zwei sind dann überzeugt?

          Diese zwei sind dann mehr als begeistert. Ich hab jetzt gerade von Herrn Hallervorden gehört, dem ich eine Insel vor 20 Jahren verkauft habe, der sagte: Das Letzte, was ich verkaufen würde, ist die Insel. Da ist sein Sohn groß geworden. Das sind so typische Dinge. Bei einer Wohnung kann ich mir morgen eine bessere kaufen. Ein mit viel Liebe erschlossenes Eiland dagegen wird für viele Eigentümer zu einer Art Familienmitglied. Eine Insel hat keine Hausnummer. Eine Insel hat eine Seele.

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