Griechenland : Umschuldung erscheint unausweichlich
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Wie viel Geld hat Griechenland noch? Bild: AP
Die Finanzmärkte bleiben skeptisch: Selbst die Hilfen von Währungsfonds und Euro-Ländern werden Griechenland womöglich nicht nachhaltig aus seiner aktuellen Schuldenklemme befreien. Eigentlich hilft nur eine Umschuldung - mit Verzicht der Gläubiger.
Das vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und von der Europäischen Union geplante Hilfspaket für Griechenland beruhigt die Investoren an den Finanzmärkten nicht. Ein Blick auf die beiden größten Schuldenkrisen der vergangenen Jahre und die brenzlige Haushaltssituation Griechenlands zeigt, warum griechische Anleihen an den Märkten weiterhin als hochriskant eingestuft werden: Sowohl in der Russland-Krise 1998 als auch in der Argentinien-Krise 2001 haben Hilfen des IWF, der Weltbank und anderer Staaten eine Umschuldung nicht verhindert.
Auch jetzt bietet das Hilfspaket Griechenland nur Beistand, um in Kürze fällige Schulden zu bedienen. Selbst wenn das Hilfspaket in den kommenden zwei Jahren insgesamt auf 80 bis 90 Milliarden Euro aufgestockt wird, wie es die Londoner City erwartet, garantiert dies nicht, dass eine Umschuldung Griechenlands vom Tisch ist.
Für die Anleger verheißt dies nichts Gutes: Nach einer Untersuchung der Ratingagentur Moody's mussten Investoren bei 13 Zahlungsausfällen von Regierungen zwischen 1998 und 2008 im Durchschnitt einen Abschlag von 50 Prozent auf den Nennwert der Anleihen hinnehmen. Mit argentinischen Papieren verloren die Anleger 73 Prozent und mit russischen Anleihen gar 82 Prozent. Russland schaffte es erst vergangene Woche wieder, eine Euro-Anleihe aufzulegen. Argentinien ist die Rückkehr an die internationalen Kapitalmärkte bis heute nicht gelungen.
Russische Schuldenkrise 1998
Der Kern der Russland-Krise ging darauf zurück, dass das Land seit 1995 den Rubel an den Dollar koppelte, das Land jedoch nach der Asien-Krise so hohe Zinsen zahlen musste und wirtschaftlich so litt, dass der Staat 1998 die Bedienung seiner Rubel-Schulden aussetzte und die Währung abwertete. Wenig später wurden auch die Dollar-Anleihen der Außenhandelsbank nicht mehr korrekt bedient. Hilfen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank 1998 verhinderten eine Umschuldung nicht.
Argentinische Schuldenkrise 2001
Auch in Argentinien ging die Schuldenkrise zunächst auf die Koppelung des Peso an den Dollar zurück und auf den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Landes im Zuge des aufwertenden Dollar und den damit verbundenen Schwund seiner Währungsreserven. Auch hier versuchten der IWF, die Weltbank, die Entwicklungsbank IADB und Spanien zu helfen. Es wurden zunächst Anleihen in Wertpapiere mit längeren Laufzeiten getauscht. Aber Argentinien verfehlte die mit dem IWF ausgehandelten Ziele für das Haushaltsdefizit, erhielt keine IWF-Mittel mehr und landete in der Umschuldung.
Russland und Argentinien erholten sich in den Folgejahren wirtschaftlich mit Hilfe des globalen Konjunkturaufschwungs und der Nachfrage nach Rohstoffen. Außerdem verfolgten beide Länder einen Reformkurs. „Für eine langfristig erfolgreiche Sanierung öffentlicher Haushalte sind somit fundamentale Reformen entscheidend. Das Einschreiten des IWF oder Dritter hilft, garantiert aber keinen Sanierungserfolg“, warnt die Commerzbank mit Blick auf diese Schuldenkrisen.
Der Fall Griechenland
Eine mittel- oder langfristige Umschuldung Griechenlands ist daher nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Die Belastungen für das Land sind höher als bei jeder anderen vergleichbaren Schuldenkrise. Die Schuldenquote ist mit 115 Prozent extrem hoch, das Haushaltsdefizit mit 13,6 Prozent gewaltig; die Rezession und das deshalb sinkende Bruttoinlandsprodukt verhindern eine Verringerung der Schulden- und Defizitquote. Griechenland kann innerhalb der Währungsunion nicht abwerten, wie dies Russland und Argentinien mit eigenständigen Währungen konnten. Griechenland verfügt zudem über keine wettbewerbsfähige Exportkraft.