Eurozone : Die gespaltene Währungsunion
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Draghi: „In Frankreich ist der Reformbedarf besonders groß“ Bild: REUTERS
Defizit- und Überschussländer entwickeln sich immer weiter auseinander, vor allem die Schere zwischen Lohn und Produktivität besorgt EZB-Präsident Mario Draghi. Er plädiert für eine Senkung der Löhne.
Vor dem jüngsten EU-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs klagte Frankreichs Staatspräsident laut über das angeblich deutsche Spardiktat. François Hollande forderte Wachstumsimpulse und wetterte gegen Austerität. Doch nach dem Abendessen wurden die Staats- und Regierungschefs leise. Zunächst verteilte Mario Draghi nebenstehende Grafiken. Dann trug der EZB-Präsident vor, welche Schlüsse die Zentralbank daraus zieht. Die Währungsunion sei gespalten.
Länder wie Deutschland seien wettbewerbsfähig und kostengünstig. In anderen lasse die Produktivität zu wünschen übrig, seien die Lohnkosten zu hoch. In der Eurozone entwickeln sich seit 1999 die Defizit- und Überschussländer wirtschaftlich immer weiter auseinander. Das zeigt etwa der Vergleich von Deutschland mit Frankreich und Italien. In Frankreich stiegen die Löhne doppelt so stark; in Italien blieb die Produktivität fast stehen.
Die Lösung könne nicht sein, dass gesunde Länder wie Deutschland mehr ausgäben. Die Schere zwischen Lohn und Produktivität müsse geschlossen werden, indem andere Länder die Arbeitskosten senken. Draghi sagte ausdrücklich, wo der Reformbedarf besonders groß ist: in Frankreich. Hollande schwieg.