Kommentar : Große Koalitionen sind verlässlich – teuer
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Die SPD ist ähnlich traumatisiert wie die FDP, was einen Pakt mit Angela Merkel angeht. Deshalb werden die Sozialdemokraten versuchen, sich den Weg in eine große Koalition mit Gold pflastern zu lassen.
Große Koalitionen gelten als verlässlich. Da ist etwas dran. Was sie allerdings ebenfalls sind, ist verlässlich teuer. Das lässt sich am Exemplar der vergangenen Legislaturperiode eindrucksvoll besichtigen. Da bekam die CSU ihre Mütterrente, die seither 7,5 Milliarden Euro im Jahr kostet, die SPD den Mindestlohn und die Rente mit 63, die Bürger hingegen bloß die Rechnung.
Schon 2013 haben sich die Sozialdemokraten nicht gerade mit Leidenschaft in die Arme der Kanzlerin geworfen. Doch der damalige Parteichef Sigmar Gabriel verhandelte hart und machte seinen Genossen klar, dass Herzensthemen nur umsetzen kann, wer regiert. Das gilt nach wie vor – und wird offenbar von immer mehr Sozialdemokraten geteilt. Insgesamt aber ist die SPD von heute noch unwilliger als die von gestern – und ähnlich traumatisiert wie die FDP, was einen Pakt mit Angela Merkel angeht.
Nach den politischen Grundrechenarten bedeutet das: SPD-Chef Martin Schulz und die Seinen werden versuchen, sich den Weg in eine Regierung mit Gold pflastern zu lassen. Das aber hätte mit staatsbürgerlicher Verantwortung ähnlich viel zu tun wie das trotzige Nein der vergangenen Wochen.