Kommentar : Wiko, das Opfer
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Martin Winterkorn gibt vor dem Untersuchungsausschuss zur Abgasaffäre die Unschuld in Person. Selbst bei einem entlarvenden Satz hakt keiner nach. Vielleicht sind ja die amerikanischen Ermittler aufmerksamer.
So einen Auftritt, wie ihn Martin Winterkorn, der mit Schimpf und Schande vom Hof gejagte Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages hinlegte, nennt man wohl dreist. Er wisse von nichts, keiner habe ihm etwas gesagt, dabei habe er doch immer eine offene Tür gehabt. Warum sei denn da keiner reingekommen, fragt die Unschuld in Person.
Wiko, wie eingeschüchterte Untergebene ihn nannten, spricht nicht von einem Skandal, sondern bezeichnet den unter seiner Führung organisierten Massenbetrug von Kunden und Staaten beschönigend nur als Diesel-Affäre, geradezu so, als sei er selbst ihr Opfer. Er rühmt seine „Liebe zum Detail“, und keiner fragt ihn, warum der Techniker Wiko nicht wissen wollte, wie die Motorenentwickler seine unmöglichen Vorgaben erfüllen konnten.
Auch beim entlarvenden Satz, möglicherweise habe er Signale überhört oder falsch gedeutet, fasst niemand nach. Der Ausschuss erkundigte sich nicht einmal, ob es seine Koi-Karpfen bei diesem Wetter schön warm haben, deren Heizung der Boss von VW bezahlen ließ. Vielleicht machen das die amerikanischen Ermittler, die ebenfalls hinter Wiko her sind.