
Kommentar : Verdis Enttäuschungen
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Verdi-Chef Frank Bsirske schürt hohe Erwartungen bei seinen Mitgliedern. Aber was, wenn Verdi sie immer wieder enttäuscht?
Erwartungen kann man schüren. Das beherrschen Frank Bsirske und seine Gewerkschaft Verdi perfekt. Die Mitarbeiter der Post waren bereit, lange zu streiken, um Zustellgesellschaften zu verhindern, deren Angestellte die Paketflut des Internetzeitalters zu schlechteren Bedingungen als ihre Kollegen beim Mutterkonzern bewältigen müssen. Es war eine harte Auseinandersetzung, in der Kernfrage aber musste die Gewerkschaft klein beigeben.
Auch unter den Erziehern wurde von Verdi fahrlässig der Eindruck erweckt, man könne durch einen langen Streik in eine Zeit größerer Wertschätzung aufbrechen, die sich nicht nur, aber auch in erheblich höheren Gehältern ausdrückt. Eltern und Städte aber überfordert das und – wie sich herausstellt – die Erzieher auch. Die wollen nicht einsehen, dass man so lange streiken und so wenig dabei herauskommen kann.
Bsirske sollte aufpassen: Er ist in den Kitas drauf und dran, sich abermals zu verrennen. Denn Erwartungen kann man auch steuern. Es wird Zeit, die Rhetorik gegenüber den Erziehern zurückzunehmen. Denn einen Kompromiss wird Bsirske früher oder später verkaufen müssen. Weitere Streiks sorgen nur für eines: enttäuschte Erwartungen.
