
Kommentar : Energie für Deutschland
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Energiewende zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit? Die Politik muss den Bürgern reinen Wein einschenken Bild: dpa
Thesen zum Ausstieg aus der Kernenergie finden leicht Applaus. Aber denkt die Mehrheit der Bevölkerung mit ihren Arbeitsplätzen in der Industrie so radikal? Wohl nicht. Für die Politik ist es an der Zeit, den Deutschen reinen Wein einzuschenken.
Spricht hier nur die „Atomlobby“, oder geht es den 40 Managern, die einen Energiepolitischen Appell formuliert haben, um mehr? Deutschland brauche auch in Zukunft Kernenergie und Kohle, um eine regenerative Energiewende zu bewerkstelligen. Das ist die Kernthese des Appells, der von der Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beseelt ist.
Tatsächlich beschäftigen die energieintensiven Branchen Stahl, Metalle, Chemie, Glas, Papier und Baustoffe in Deutschland gut 800.000 Menschen. Das Vorauseilen der Bundesregierung im Klimaschutz bringt diese Industriezweige unter Druck. Der Einsatz von Energie wird durch den Emissionshandel teurer. Da Wettbewerber in anderen Ländern keine vergleichbaren Belastungen schultern müssen, verschlechtern sich die Chancen deutscher Unternehmen.
Das sind Fakten, die in der energiepolitischen Diskussion in Deutschland übersehen werden. Ausstiegsthesen finden leicht Applaus. Aber denkt die Mehrheit der Bevölkerung mit ihren Arbeitsplätzen in der Industrie so radikal? Wohl nicht. Für die Politik ist es an der Zeit, den Deutschen reinen Wein einzuschenken, auch zu der Frage, wie lange man Atomkraft wirklich noch braucht.