
Kommentar : EADS steht im Regen
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Das betriebswirtschaftlich sinnvolle Vorhaben, EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems zu verschmelzen, hat in Deutschland politisch offensichtlich keine Chance. Das ist schade.
Tom Enders, der Vorstandsvorsitzende des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, hat alles versucht. Aber sein betriebswirtschaftlich sinnvolles Vorhaben, das Unternehmen mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems zu verschmelzen, hat in Deutschland politisch offensichtlich keine Chance. Auch deshalb ist das Geschäft in Berlin früher als geplant bekannt geworden: Denn die Diskussion über das noch nicht zu Ende verhandelte Vorhaben hat vor allem Enders‘ Gegnern genützt. Wenn man in der Kategorie von Siegern und Verlierern denkt, ist damit Peter Hintze der Sieger, der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung. Dem CDU-Politiker ging es offenbar nicht nur darum, einen direkten staatlichen Einfluss auf das Unternehmen zu bekommen.
Arbeitsplätze werden unsicherer
Enders ist der Verlierer; er wird vielleicht um seine Zukunft im EADS-Konzern kämpfen müssen. Das ist schade. Denn das Fusionsvorhaben war eine große Chance, auch wenn die Aktionäre sich bis zuletzt über das aus der Sicht von EADS unvorteilhafte Umtauschverhältnis beschwert haben. So hätte das Geschäft einerseits mit Nordamerika einen für EADS neuen, zukunftsträchtigen Markt erschlossen, ziviles und militärisches Geschäft hätten sich gegenseitig ausbalancieren können. Schrumpfende Rüstungsetats in Europa wären nicht mehr so gefährlich gewesen. Andererseits waren die Aktionäre nicht glücklich. Und diesen handwerklichen Fehler hat, neben der gescheiterten politischen Lobbyarbeit in Deutschland, Enders zu verantworten.
Die Verantwortung für die weiteren Folgen hingegen fällt auf die Blockierer zurück: Denn nun werden die Arbeitsplätze in den Rüstungsbetrieben von EADS unsicherer; Garantien wird es nicht geben. Auch unter diesem Aspekt ist es erstaunlich, dass sich die Bundeskanzlerin und ihr Koordinator Hintze zu einer strikten Blockadehaltung hinreißen ließen, deren Logik sich nicht erschließt. Denn eine paritätische Beteiligung mit Frankreich wäre möglich gewesen; die Franzosen wollten auch weiter verhandeln. So sucht man den eigentlichen Grund für das nun sehr wahrscheinliche Scheitern der Fusion bisher vergeblich.
Bitter ist es auch, dass es die FDP und das von ihr geführte Bundeswirtschaftsministerium versäumt haben, klar Stellung für weniger Staat in einem industriepolitisch wichtigen Gebilde zu beziehen. Wie wichtig eine funktionierende Rüstungsindustrie für den technischen Fortschritt in einem Land sein kann, zeigt übrigens das Beispiel des Silicon Valley.