
Kommentar : Abzocke an der Grenze
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Japan hat eine generelle Ausreisesteuer beschlossen, mit dem schönen Ziel, den Tourismus zu fördern. Was für ein Quatsch.
Der Ideenreichtum von Regierungen, um an das Geld der Bürger zu kommen, ist unerschöpflich und vernebelt die Sinne. Japan ist da keine Ausnahme. Das Land hat eine generelle Ausreisesteuer beschlossen, mit dem schönen Ziel, den Tourismus zu fördern.
Doch wenn der Preis steigt, wird üblicherweise weniger nachgefragt. Kostet eine Reise nach Japan wegen der Steuer mehr, sollten also weniger, nicht mehr Touristen kommen. Nun sind 1000 Yen oder 7,60 Euro je Kopf und Ausreise für viele Japanreisende nur ein Bruchteil der Kosten und kaum entscheidungsrelevant.
Das rechtfertigt die Abzocke an der Grenze nicht. Die Regierung führt an, mit den Einnahmen die touristische Infrastruktur verbessern zu wollen. Das setzt viel Vertrauen in die Fähigkeit der Politik voraus, Geld sinnvoll auszugeben. Aber selbst wenn es gelänge, brauchte es keine neue Steuer.
Die Kosten der Eintreibung nicht berücksichtigt, soll die Sayonara-Steuer etwa 43 Milliarden Yen bringen. Dem steht ein Bundeshaushalt von 97.713 Milliarden Yen entgegen. Es ist ein Armutszeugnis für die Regierung von Shinzo Abe, dass sie es nicht schafft, aus diesem Etat 0,04 Prozent herauszuschneiden und auf die Ausreisesteuer zu verzichten.