Arbeitsmarkt : Koalitionspolitiker wollen Mindestlohn erhöhen
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Gerüstbauer in Mecklenburg-Vorpommern: Der Mindestlohn soll bundesweit erhöht werden. Bild: dpa
Über die Wirksamkeit des Mindestlohns ist in den vergangenen Monaten viel diskutiert worden. Nun wollen Politiker ihn erhöhen. Von „deutlich über neun Euro“ ist die Rede.
Politiker aus Union und SPD wollen eine Erhöhung des Mindestlohns über das Tarifmaß hinaus durchsetzen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Klaus Barthel, Vorsitzender der SPD-Arbeitnehmerorganisation AfA sagte dem Magazin: „Der neue Mindestlohn sollte deutlich über neun Euro liegen.“ Bis Ende Juni muss eine unabhängige Kommission aus Gewerkschaftern, Arbeitgebervertretern und Wissenschaftlern entscheiden, wie stark der Mindestlohn im kommenden Jahr steigen soll.
Wenn - wie bislang gedacht - der Tarifindex des Statistischen Bundesamtes dienen würde, der die Lohnerhöhungen aller Branchen von Anfang 2015 bis Juni 2016 berücksichtigt, würde die Erhöhung geringer ausfallen. Demnach deutet sich bislang ein Aufschlag von 30 Cent auf rund 8,80 Euro an. „Das Gesetz sieht aber auch vor, dass sich die Kommission nicht sklavisch an die Daten halten, sondern eine Gesamtbetrachtung der wirtschaftlichen Lage bei ihrer Entscheidung vornehmen soll“, so Barthel.
Auch der Chef des Union-Arbeitnehmerflügels CDA, Karl-Josef Laumann, verweist auf einen gewissen Spielraum: „Dass sich die Kommission an der Tarifentwicklung orientieren soll, liegt auf der Hand. Zugleich steht es ihr aber auch frei, davon abzuweichen.“
Schon bevor der Mindestlohn eingeführt war, wurde viel darüber diskutiert, welche regionalen Auswirkungen der Mindestlohn hat. Dazu hat das Statistische Bundesamt jetzt neue Daten vorgelegt in Form einer Deutschlandkarte, welche die relative Höhe des Mindestlohns gemessen am durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst einer Region ausweist.
Der schnelle Blick auf jüngste Daten verrät: Der Mindestlohn kommt vor allem in Ostdeutschland zum Tragen. Die Region Perleberg in Brandenburg weist mit 74 Prozent die höchste Betroffenheit in Deutschland aus. Dort beträgt der Bruttoverdienst der 26.000 Beschäftigten im Durchschnitt 2000 Euro. Auch Nordvorpommern sowie Landkreise in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen nahe an die 70-Prozent-Marke. Positive Ausnahme im Osten ist Berlin mit 44 Prozent.