Trotz Protest aus Litauen : Atomkraftwerk in Weißrussland geht in Betrieb
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Atomkraftwerk im weißrussischen Ostrowez Bild: dpa
Nach vielen Verzögerungen geht das umstrittene Atomkraftwerk im weißrussischen Ostrowez ans Netz. Für Staatschef Lukaschenko ist der Bau ein persönliches Prestigeprojekt.
Unter Protest des Nachbarlandes Litauen hat Weißrussland für das umstrittene Atomkraftwerk an der EU-Grenze mit einer wichtigen Phase für die Inbetriebnahme des ersten Blocks begonnen. Der erste Brennstab sei am Freitagvormittag geladen worden, teilten das Energieministerium in Minsk und der russische Atomenergiekonzern Rosatom mit.
Bis Ende August sollen mehr als 160 weitere Brennstäbe geladen werden. Das Kraftwerk in Ostrowez wird vom Unternehmen Rosatom gebaut, das die Anlage zu 90 Prozent mit Krediten finanziert. Das autoritär regierte Land war 1986 wie kein anderer Staat von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl in der benachbarten Ukraine betroffen.
Der zweite Block soll nach Angaben von Rosatom Mitte 2022 seinen Betrieb aufnehmen. Das Kraftwerk befindet sich 50 Kilometer von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt.
Litauen hatte immer wieder Verstöße gegen die Einhaltung von Sicherheits- und Umweltstandards bemängelt. Auch soll es nach Angaben aus Vilnius bei den Bauarbeiten mehrfach zu Zwischenfällen gekommen sein. Die Inbetriebnahme sei „verantwortungslos“, weil offensichtliche Sicherheitsprobleme nicht gelöst worden seien, twitterte der litauische Präsident Gitanas Nauseda. Zudem habe Weißrussland die Stresstest-Empfehlungen der EU nicht umgesetzt.
Der Start des Kraftwerks fällt nach zahlreichen Terminverschiebungen mit der Präsidentenwahl in der ehemaligen Sowjetrepublik zusammen. Am Sonntag will sich Staatschef Alexander Lukaschenko für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Für ihn ist der Bau ein persönliches Prestigeprojekt. Im Wahlkampf betonte er mehrmals, dass die Anlage den wirtschaftlichen Durchbruch für Weißrussland bringen werde.