Karrieresprung : Tratschen ja, aber richtig
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Wieviel Klatsch im Büro ist erlaubt? Einerseits ist es von Vorteil, über die Abläufe und Entwicklungen im Unternehmen informiert zu sein, andererseits gelten indiskrete Mitarbeiter nicht viel. Strategie und Fingerspitzengefühl sind gefragt.
Kollege Meier ist befördert worden. Seit heute arbeitet er nicht mehr als einfacher Vertriebsmitarbeiter, sondern als Vertriebsleiter. Eine Position, die Ihnen auch gefallen hätte. Aber Sie wußten noch nicht einmal, daß der „alte“ Vertriebschef in Pension geht und seine Stelle intern vergeben wird.
Überhaupt werden Sie das Gefühl nicht los, daß jeder im Office mehr weiß als Sie. Sie sind immer der Letzte, der gratuliert, wenn ein Kollege Geburtstag hat, Vater geworden ist - oder eben befördert wurde. Das liegt wahrscheinlich daran, daß Sie ein ausgesprochen angenehmer Zeitgenosse sind, der jedem Bürotratsch aus dem Weg geht. Das ist korrekt, anständig - und sehr unklug. Zumindest, wenn Sie im Unternehmen die Hierarchieleiter erklimmen wollen.
Tratschen, ohne erwischt zu werden
Echten Kommunikationsstrategen dagegen gelingt es, über alle wichtigen Abläufe und Vorgänge im Büro informiert zu sein - ohne jemals beim Tratsch erwischt zu werden. Wie das geht? Ein paar Tips dazu:
1. Info-Zentrale Kaffeeküche: Wenn Sie morgens ins Büro kommen, stecken Sie kurz den Kopf ins Sekretariat und sagen freundlich guten Morgen, grüßen auch die Kollegen, antworten auf ihre Zurufe und sind schnell an ihrem Arbeitsplatz. Dort prüfen Sie, ob etwas Dringendes anliegt und holen sich dann eine Tasse Kaffee. Denn die Kaffeeküche ist in der Regel Info-Zentrale Nummer eins, wenn es darum geht, Neues zu hören. Bleiben Sie aber möglichst nur kurz, besonders, wenn sich die Gespräche um wenig Erwähnenswertes drehen. Wenn sich auf dem Rückweg eine Gelegenheit für einen kurzen Schwatz mit Kollegen ergibt, ist das in Ordnung, bleiben Sie dabei aber in Sichtweite Ihres Zimmers/Arbeitsplatzes. Ein großer Fehler ist es nämlich, morgens zwar pünktlich im Bürogebäude, aber aufgrund längerer Plaudereien für Kollegen unauffindbar zu sein.
2. Erreichbar bleiben: Wenn Sie morgens unbedingt eine Ratschrunde einlegen müssen: Zumindest der eingeschaltete Computer und das ausgebreitete Arbeitsmaterial auf Ihrem Schreibtisch sollten darauf hinweisen, daß Sie sich schon im Büro befinden. Es kommt aber sehr schnell Ärger auf, wenn der Chef Sie morgens nicht finden kann, weil Sie ohne Abmeldung in irgendeinem anderen Zimmer oder in einer anderen Abteilung plaudern. Sagen Sie unbedingt einem Kollegen Bescheid, wo man Sie findet oder hinterlassen Sie ein Post-it am PC. Weitaus förderlicher ist es allerdings für Ihre Karriere, wenn Sie in Reichweite Ihres Schreibtisches bleiben. Eine Ausnahme ist es natürlich, wenn Sie unauffindbar sind, weil Sie jeden Morgen eine Tasse Tee mit Ihrem Chef trinken und über den Aktienmarkt plaudern. Aber dann brauchen Sie sich um Ihre Karriere wahrscheinlich sowieso keine Sorgen mehr zu machen.
3. Nicht verstummen: Wenn Sie mit einem Kollegen in Ihrem Büro reden - verstummen Sie nicht abrupt, wenn der Chef den Raum betritt. Die so entstehende Pause ist immer peinlich. Neigt Ihr Vorgesetzter zu einer leichten Form von Paranoia, vermutet er vielleicht, daß gerade über ihn gelästert wurde. Oder er geht davon aus, daß Sie über Privates oder Bürotratsch geredet haben. Am besten unterbrechen Sie das Gespräch und informieren ihn kurz: „Hallo Herr Obermeier. Wir überlegen gerade, wie wir die Arbeit neu verteilen, so lange Kollege Müller krank ist.“ Ihnen fällt da sicher etwas ein…
4. Info-Zentrale Sekretariat: Im Office ist in der Regel niemand so gut über alles Wesentliche informiert wie die Assistentin. Sie kennt den Chef nämlich mit Sicherheit am besten: Sie weiß, was er an Mitarbeitern schätzt und was er verabscheut, welchen Hobbys er nachgeht. Sie kann Ihnen auch verraten, ob heute ein guter Tag für Beförderungs- oder Gehaltsgespräche ist. Wenn Ihr Vorgesetzter Wert auf die Einschätzung seiner Sekretärin legt - und das tun sehr viel mehr Manager, als man gemeinhin annimmt - ist es natürlich vorteilhaft, wenn sie Sie ihm gegenüber lobt.