Jack Wolfskin : Bereit für den nächsten Sprung
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Michael Rupp Bild: Rockport
Der ehemaliger Adidas-Manager Michael Rupp wird neuer Chef der Outdoor-Bekleidungsfirma Jack Wolfskin. Es war keine einfache Suche, sonst hätte der Eigentümer nicht acht Monate gebraucht, um den neuen Chef zu finden.
Gesucht wurde, im lockeren Slang der Personalfachleute formuliert, „ein erfahrener Manager, der Marke kann und Asien und auch mit Private Equity klarkommt“. Und zudem selbstbewusst genug ist, ein Unternehmen zu leiten, das von seinem Vorgänger in sehr persönlicher, intensiver Weise über viele Jahre hinweg geprägt wurde. Es war keine einfache Suche, sonst hätte der Finanzinvestor Blackstone nicht acht Monate gebraucht, um den neuen Chef für den Bekleidungshersteller Jack Wolfskin zu finden. Nun können sich die Mitarbeiter im hessischen Idstein darauf einstellen, dass auf den hemdsärmeligen, unorthodoxen Hobby-Alpinisten Manfred Hell ein Manager mit langjähriger Konzernerfahrung folgen wird. Im Juli soll Michael Rupp das Ruder bei Jack Wolfskin übernehmen - er gibt dafür seinen Posten als Chef der Adidas-Tochtergesellschaft Rockport Company auf.
Für den 51 Jahre alten Rupp bedeutet dieser Wechsel auch privat eine weite Reise. Denn die vergangenen sieben Jahre hat er in Boston an der amerikanischen Ostküste gearbeitet. 2005 schickte Adidas ihn zuerst in die Führungsriege der neu erworbenen Sportschuhmarke Reebok; zunächst um das Integrationsteam zu leiten, anschließend als Chief Operating Officer verantwortlich für das Tagesgeschäft in allen Ländern außerhalb Amerikas. Die Position des einstigen Sorgenkinds Reebok ist im Adidas-Konzern allerdings bis heute schwierig geblieben. 2008 übernahm Rupp dann den Chefsessel von Rockport, einem Schuhhersteller, den Reebok 1985 erworben hatte. Ein Sanierungsjob, den Rupp in einem Fachmagazininterview einmal so beschrieb: Die Marke Rockport habe Staub angesetzt und müsse zu neuem Leben erweckt werden. Das scheint ihm gelungen zu sein, Rockport arbeite inzwischen profitabel und wachse, heißt es - für Blackstone sicher mit ein Grund, den gebürtigen Augsburger für den Wolfskin-Chefsessel auszuwählen.
Allerdings: Die Freizeit- und Geschäftsschuhe im Rockport-Programm, Pumps und High Heels inklusive, sind weit entfernt von den wetterfesten „Draußen leben“-Qualitätstretern, die bei Jack Wolfskin zuletzt die höchsten Wachstumszahlen erreicht haben. Aber Rupp hat seine Karriere im Hause Adidas schon 1987 in der Schuhsparte gestartet und zudem in all den Jahren große Erfahrung mit Markenführung und Expansionsstrategien gesammelt. Das sollte ihm nun helfen, auch wenn der Konzern aus Herzogenaurach das Outdoor-Geschäft erst in jüngster Zeit so richtig entdeckt hat, während Jack Wolfskin in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern seit längerem der Branchenprimus ist.
Diese führende Position zu halten wird die eine Herausforderung sein für den zweifachen Vater - denn inzwischen wollen sein Noch-Arbeitgeber Adidas und auch die anderen großen Sportartikelkonzerne mit Macht in das Outdoor-Segment vordringen. Daneben wird der neue Jack-Wolfskin-Chef vor allem beweisen müssen, dass er „Asien kann“. In China betreibt die Marke mit der Wolfstatze inzwischen genau so viele Läden wie in Europa (rund 300), und dort soll ein Großteil des künftigen Wachstums herkommen, das Jack Wolfskin im vergangenen Jahr immerhin schon auf eine Gesamtumsatzgröße von 355 Millionen Euro geführt hat. Mit Strategien für die Internationalisierung einer Marke kennt Rupp sich allerdings aus, für Rockport gab er seinerzeit das Ziel vor, den Anteil der internationalen Verkäufe von gut 40 auf 70 Prozent zu erhöhen.
Mit dem neuen Chef wird wohl auch ein neuer Stil in die Wolfskin-Zentrale im Taunusstädtchen Idstein einziehen. Die legendären, mehrwöchigen Bergtouren, auf denen Manfred Hell seine eigenen Produkte testete und darüber im Katalog berichtete, wird er kaum nachahmen. Leiden wird vermutlich auch sein Hobby Segeln, dann anders als in seinem bisherigen Zuhause in Wayland (Massachusetts) ist Idstein weit vom Meer entfernt. Aber es bleiben für den Skifahrer Michael Rupp ja noch die Alpen - und dort lassen sich die Winterjacken mit der Wolfstatze ebenso gut testen wie in den Bergen von Vermont.