IWH Halle : Ulrich Blum
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„Ein Mindestlohn in Deutschland wirkt ab einer Höhe von etwa fünf Euro schädlich.“
Was halten Sie von einem Mindestlohn in Deutschland und welchen Effekt hätte er?
Ein Mindestlohn in Deutschland wirkt ab einer Höhe von etwa fünf Euro schädlich. Im Osten liegt diese Grenze bei vier Euro. Mit einem Mindestlohn würde es in Deutschland zu Arbeitsplatzabbau, Rationalisierung und Outsourcing kommen. Da Kapitaleigner bei einem nicht produktivitätsgerechten Lohn im Ausland investieren können, werden Kapitaleinkünfte davon nicht tangiert, aber Lohneinkünfte. Mit der Folge, dass sich die Einkommensverteilung zu Lasten der Faktors Arbeit verschiebt. Wollen das die „sozial Gerechten“ wirklich?
Wie vermeiden wir Arbeitsarmut, ohne einen Mindestlohn einzuführen?
Ansätze wie der Kombilohn oder eine negative Einkommenssteuer sind keine Lösung des Problems. Wir müssen akzeptieren, dass bei geringer Wettbewerbsfähigkeit ein Abgabenkeil wie in Deutschland nicht durchgesetzt werden kann - also ist mein Vorschlag: Im unteren Lohnbereich alle Abgaben abschaffen und dann ein anreizkompatibles „phase in“ ohne Sprünge einführen. Das ist ein mutigeres Bekenntnis, als erst mit der Abgabe den Arbeitsplatz zu zerstören und diesen dann wieder mit Fördermitteln oder Kombilohn bzw. mit einer negativen Einkommenssteuer hochzupäppeln. Das vermeidet auch viele der moral hazard Probleme und reduziert Bürokratie.
Falls die Politik einen Mindestlohn will, würden Sie einen generellen gesetzlichen Mindestlohn oder verbindliche Branchenlöhne bevorzugen?
Lieber branchenorientierte Löhne, weil dann eventuell ein Mindestmaß an Vernunft greifen kann, sobald die negativen Rückwirkungen spürbar werden.
Warum haben so viele andere Länder einen Mindestlohn?
Weil Sie andere Bedingungen haben - das gilt zum Beispiel für England. Dort, wo solche anderen Bedingungen nicht der Fall sind, sind die Ergebnisse eines Mindestlohns geradezu abschreckend. Es kommt zum Beispiel zu hoher Jugendarbeitslosigkeit.