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Prognose der Energieagentur : Investitionstempo in grüne Energie droht abzuflachen

Windräder in Sieversdorf, Brandenburg Bild: dpa

2023 dürften auf der ganzen Welt erstmals mehr Investitionen in Solaranlagen als in die Ölproduktion fließen. Doch das Investitionswachstum in „grüne“ Energie droht sich zu verlangsamen.

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          Die globalen Investitionen in umweltfreundlichere Energiesysteme dürften in diesem Jahr 1,74 Billionen Dollar erreichen. Zu dieser Einschätzung kommt die in Paris ansässige Internationale Energieagentur (IEA) in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Haupttreiber sind demnach die anhaltend hohen Investitionen in die erneuerbare Energieerzeugung wie Wind- und Solaranlagen, in die allein 659 Milliarden Dollar fließen.

          Niklas Záboji
          Wirtschaftskorrespondent in Paris

          Dahinter stehen Investitionen in die Energieeffizienz (377 Milliarden Dollar) und in die Stromnetze (331 Milliarden Dollar). Auch die Elektromobilität und die Kernenergie zählt die IEA zu den „sauberen“ Energietechniken. 129 und 63 Milliarden Dollar werden nach ihrer Einschätzung hierein gepumpt werden. Zu den übrigen Techniken zählen unter anderem Wärmepumpen und Batteriespeicher.

          „Saubere Energie entwickelt sich schnell – schneller, als vielen Menschen bewusst ist“, zitierte die IEA ihren Exekutivdirektor Fatih Birol in einem Kommuniqué. Dabei würde sich, träfe die Prognose zu, das Investitionswachstum in diesem Jahr merklich verlangsamen: So flossen im vergangenen Jahr 1,617 und in den beiden vorangegangenen Jahren 1,408 und 1,259 Billionen Dollar in umweltfreundlichere Energiesysteme. Nach Wachstumsraten von rund 12 und 15 Prozent schlügen in diesem Jahr folglich nur knapp 8 Prozent zu Buche.

          Vor fünf Jahren betrug das Verhältnis noch 1 zu 1

          Zudem gibt es trotz aller „Lichtblicke“ etwa in Indien und Brasilien anhaltende Defizite bei den Investitionen in den Schwellen- und Entwicklungsländern, mahnt die IEA. Unter anderem höhere Zinssätze und eine schwache Netzinfrastruktur bremsten. Wolle man die globalen Klimaziele erreichen, müsse die globale Gemeinschaft hier mehr tun.

          Folgt man der Prognose, schwächte sich jedoch auch das Investitionswachstum in fossile Energieträger in diesem Jahr ab nach rund 9 und 10 Prozent in den beiden vergangenen Jahren. Es steigt demnach um rund 5 Prozent auf 1,050 Billionen Dollar – sodass sich der Abstand zu den Investitionen in umweltfreundlichere Energiesysteme weiter vergrößert.

          Neben der Förderung und dem Transport von Öl und Gas dürfte auch die Kohle mehr Investorengeld anziehen, und zwar 148 nach 136 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr, in dem der Kohleverbrauch einen Rekord erreicht hatte. Der Trend ist laut IEA aber deutlich. „Für jeden Dollar, der für fossile Brennstoffe ausgegeben wird, werden heute 1,7 Dollar für saubere Energie ausgegeben“, resümiert sie – nachdem das Verhältnis vor fünf Jahren noch bei 1 zu 1 gelegen habe.

          Erstmals dürften die Investitionen in Solaranlagen in diesem Jahr zudem die Investitionen in die Ölproduktion überflügeln. 382 stünden 371 Milliarden Dollar gegenüber. Vor zehn Jahren waren es noch 127 und 636 Milliarden Dollar.

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